Schnürer, Josef

Schnürer Josef, Veterinärmediziner. Geb. Wien, 19. 5. 1873; gest. ebenda, 5. 2. 1937.

Entstammte väterlicher- wie mütterlicherseits alteingesessenen Wr. Familien, Sohn eines Beamten, Cousin dritten Grades des Vorigen. Stud. ab 1892 Humanmed. an der Univ. Wien, u. a. bei Carl Toldt, Anton Weichselbaum und Emil Zuckerkandl, 1898 Dr. med., wandte sich aber nach klin. und prakt. Tätigkeit der Veterinärmed. zu und setzte seine Stud. ab 1901 an der Tierärztl. Hochschule in Wien fort. Schon ab 1901 als Ass. bei Schindelka (s. d.) tätig (1906 Adjunkt), wurde er 1902 Dr. med. vet., erhielt 1904 die Lehrbefugnis für Schutzimpfung und Serumtherapie, 1909 auch für bakteriolog. Hygiene und wurde 1908 zum Tit. ao., 1911 zum ao. Prof. und Leiter des Inst. für Bakteriolog. Hygiene, 1913 zum o. Prof. für Bakteriol. und Tierhygiene ernannt. 1923–25 fungierte er als Rektor und wurde 1933 krankheitshalber emer. Nach frühen Arbeiten zur Humanmed. widmete sich S. v. a. der Diagnostik und Bekämpfung von Tierseuchen und beschäftigte sich speziell mit der Pferderotzkrankheit (Malleus), zu deren Diagnostik man auf seinen Vorschlag hin 1904 in der österr.-ung. Armee die Serum-Langsam-Agglutination einführte und zu deren Bekämpfung er die sog. Komplementbindungsreaktion heranzog. Auch stellte er an der Klinik den größten Tl. des für die Behandlung notwendigen Medikaments Mallein her und organisierte 1904 mit den damals neuen biolog. Methoden die Rotzbekämpfung der Militärpferde. Während des Ersten Weltkriegs unterstand ihm der gesamte Veterinärdienst am südöstl. und südwestl. Kriegsschauplatz. Daneben arbeitete er über Wutschutzimpfung bei Hunden, Desinfektion, Tuberkulose, Rauschbrand, Pararauschbrand sowie über Milzbrand und stellte als erster in Österr. Schweinerotlaufserum her. Zum Nutzen der Landwirtschaft regte er die 1924 einsetzende Errichtung von tierärztl. Beratungsstellen an. Gem. mit L. Reisinger (s. d.) begründete und red. er die „Wiener Tierärztliche Monatsschrift“ und publ. selbst über 120 wiss. Arbeiten. Aufgrund seiner profunden Fachkenntnis wurde er u. a. 1910 wiss. Konsulent bei der Mödlinger Serumsanstalt, ab 1923 den Physikatsprüfungen für Ärzte und Tierärzte beigezogen und wirkte ab 1915 als nichtständiges, fachtechn. Mitgl., zuletzt als Reg.Rat im Patentamt. S., der als eigentl. Gründer bzw. Organisator des Inst. für Bakteriol. und Tierhygiene und als einer der verdienstvollsten Prof. seiner Hochschule gilt, genoß dank seines erfolgreichen Kampfes gegen Tierseuchen auch im Ausland hohes Ansehen.


Werke: Über den Milzbrand bei Schweinen und die Borstendesinfektion ( = Wr. Arbeiten aus dem Gebiete der sozialen Med. 1), 1910; Bakteriolog. hygien. Übungen, 1919; Rauschbrand und Pararauschbrand, in: Wr. Tierärztl. Ms. 10, 1923; Rotztilgung in Österr. in den Jahren 1916–26, gem. mit H. David, in: Z. für Infektionskrankheiten . . . der Haustiere 32, 1927/28; Rotz, in: Wr. Tierärztl. Ms. 20, 1933; Allg. Merkbl. über die Unfruchtbarkeit und das seuchenhafte Verwerfen des Rindes . . ., gem. mit L. Reisinger, o. J.; usw. Mitred. und Mithrsg.: Wr. Tierärztl. Ms. 1 ff., 1914 ff.
Literatur: N. Fr. Pr. vom 10. 2. 1937 (Abendausg.); Wr. Tierärztl. Ms. 20,. 1933, S. 273f.; H. David, ebenda 24, 1937, S. 128ff.; ders., in: Wr. klin. Ws. 50, 1937, S. 268; Jb. der Wr. Ges., 1929; Kürschner, Gel.Kal., 1925–31; G. Günther, Die Tierärztl. Hochschule in Wien, (1930), S. 9f., 28, 38, 78f., bes. S. 70; H. Grimm, Geschichte des Veterinärwesens im Ausland ( = R. Froehner, Kulturgeschichte der Tierheilkde. 3), (1968), S. 284; 200 Jahre Tierärztl. Hochschule in Wien, red. von R. Pobisch und O. Schaller, (1968), s. Reg., bes. S. 375ff.; KA, Archiv der Univ. für Veterinärmed., beide Wien.
Autor: (P. E. Knezevic)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 50, 1994), S. 418
geboren in Wien
gestorben in Wien

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