Schnürer, Franz

Schnürer Franz, Bibliothekar, Redakteur und Schriftsteller. Geb. Wien, 10. 2. 1859; gest. Wien-Klosterneuburg (Klosterneuburg, NÖ), 7. 6. 1942.

Sohn eines Tapezierers und Hausbesitzers, Cousin dritten Grades des Folgenden. Stud. 1877–81 an der Univ. Wien Geschichte, dt. und klass. Philol. sowie Kunstgeschichte, ab 1882 an der Univ. Innsbruck; dort 1882 Lehramtsprüfung für dt. und klass. Philol., 1884 Dr. phil. Im selben Jahr trat S. als wiss. Hilfsarbeiter in die „Allerhöchste Privat- und Familienbibliothek des Kaiserhauses“ (ab 1889 „Familien-Fideikommiß-Bibliothek“) ein, wurde 1887 Skriptor, 1906 Kustos, im selben Jahr Bibliothekar und Vorstand; 1917 HR, 1918 i. R. S. wurde wegen seiner Verdienste um die Bibl. wiederholt ausgez., in seine Zeit als Leiter fällt ihre endgültige Übersiedlung in den 2. Stock der neuen Hofburg und die Aufnahme der sog. Estensischen Bibl. in die Fideikommiß-Bibl. Seine Idee, an die Bibl. eine Art „Habsburger-Museum“ anzuschließen, konnte aber nicht mehr verwirklicht werden. Schon frühzeitig (1878–79 Red. der Grazer „Tagespost“) publizist. tätig, war S. 1892 Mitbegründer und in der Folge Mitgl. des Direktoriums der Österr. Leo-Ges. Er gab das „Jahrbuch der Zeit- und Kulturgeschichte“ mit seinen tw. sehr ausführl., alle Wissensgebiete behandelnden Jahresrückblicken heraus. Als Red. der Wissenschafts-, Literatur- und Kunstz. „Die Kultur“, bes. aber als Begründer und langjähriger Red. des „Österreichischen Litteraturblatts“, des literar.-krit. Organs der Leo-Ges., war S., „Förderer, Zusammenfasser und gerechter Kritiker der zeitgenössischen Literatur“, wesentl. an der Registrierung des Kulturlebens seiner Zeit aus der Sicht der kath. Kulturbewegung beteiligt.


Werke: Zwei Tiroler Reiseberr. aus dem 18. Jh., 1884; Falkenberg und die Falkenberge. Hist.-topograph. Studie . . ., in: Bll. des Ver. für Landeskde. von NÖ, NF 19, 1885; Topographie des Gebietes, in: Hernstein in NÖ, hrsg. von M. A. Becker, 2/1, 1888; Radmer. Gedenkbll. zur Dreijahrhundertfeier der Kirche, gem. mit C. v. Bertele, 1902; A. Posch, in: Die Kultur 12, 1911; zahlreiche Rezensionen; usw. Hrsg.: Habsburger-Anekdoten ( = Anekdoten-Bibl. 5), 1905, 6. Aufl. 1907; Unser Kaiser als Weidmann, (1908); Jb. der Zeit- und Kulturgeschichte 1–3, 1908–10; Briefe K. Franz Josephs I. an seine Mutter 1838–72, 1930 (mit Kommentar); Berühmte Frauenschönheiten, o. J. (Tafelwerk). Red.: Österr. (ab 8, 1898: Allg.) Lit(t)eraturbl. 1–29, 1892–1920; Die Kultur 2–19/20, 1900–1918; Der k. Oesterr. Franz Joseph Orden und seine Mitgl., gem. mit G. v. Turba, 1912. – Nachlaß, Porträtsmlg. und Bildarchiv, Österr. Nationalbibl., Wien.
Literatur: Wr. Ztg. und RP vom 10. 2. 1929; Kosch; Nagl–Zeidler–Castle 4, S. 1490, 1524; Wer ist’s?, hrsg. von H. A. L. Degener, 6. Ausg. 1912; Der k. Oesterr. Franz Joseph Orden und seine Mitgl., red. von F. S. und G. v. Turba, 1912, S. XXXIII; W. Beetz, Die Porträtsmlg. der Nationalbibl. in ihrer Entwicklung, 1935, S. 50ff.; B. Jenner, F. S., phil. Diss. Wien, 1980; HHStA, UA, beide Wien.
Autor: (H. Reitterer)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 50, 1994), S. 417f.
geboren in Wien
gestorben in Klosterneuburg

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