Sohn von →Hermann T., Bruder von →Eduard Frh. v. T. und →Moritz T. – T. wurde in verschiedenen Unternehmen, u. a. in Hamburg zum Kaufmann, ausgebildet. 1845 übernahm er nach dem Tod seines Vaters die Textilfabrik Marienthal in NÖ und baute sie zu einem erfolgreichen Großbetrieb aus: Er kaufte die Ladenmühle in Marienthal, ließ sie 1846 abreißen und an deren Stelle eine große Spinnerei, ein techn. Büro sowie Stallungen und Magazine mit einem Feuerwehrdepot errichten und einen Werkskanal anlegen. Diese Fabrik wurde 1847 eröffnet, 1850 fertiggestellt und produzierte 1854 mit 27.000 Spindeln Garne. Fast gleichzeitig veranlasste T. den Bau von Arbeiterwohngebäuden: Durch Umbau und Erweiterung des alten Fabriksgebäudes und den Bau zweier weiterer Häuser mit Wohnungen von ca. 30 m² entstand dort eine Arbeiterkolonie. 1855 ließ T. außerdem noch eine Weberei samt Kesselhaus errichten. T. hatte jedoch seine finanzielle Leistungsfähigkeit überschätzt, geriet in Schwierigkeiten und musste 1858 die Fabriksbefugnis mit dem Unternehmen an seine Brüder Eduard Frh. v. T. und Moritz T. abgeben. Sie richteten für ihn eine Familienstiftung ein, mit deren Zinsertrag T. seinen Aufenthalt in Wien weiterhin bestreiten konnte. T. war Amateurmaler und -graphiker und legte eine umfangreiche Kunstsmlg. an, u. a. mit Ölgemälden von →Moritz Michael Daffinger, →Heinrich Friedrich Füger und →Friedrich Gauermann, Kupferstichen von Rembrandt sowie mit Antiquitäten, dazu eine reichhaltige Bibl. Er war Geheimer großherzogl. Kommerzienrat und 1846–69 mecklenburg. Konsul in Wien.
Literatur: Czeike; H. Buxbaum, Geschichte der israelit. öff. Gmd.-Primärhauptschule …, 1884, S. 26f.; H. Jäger-Sunstenau, Die geadelten Judenfamilien im vormärzl. Wien, phil. Diss. Wien, 1950, S. 174f.; A. Lichtblau, Als hätten wir dazugehört, 1999, S. 647f.; G. A. Stadler, Das industrielle Erbe NÖ, Geschichte – Technik – Architektur, 2001, S. 168; R. Müller, Marienthal, 2008, S. 67ff. (m. B.); IKG, Wien.
Autor: (J. Mentschl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 363f.