T. entstammte einer wohlhabenden Familie. Tochter des Bankiers Philipp Gomperz (1782–1857) und von Henriette, geb. Auspitz (1792–1881), Schwester von →Theodor Gomperz, →Max v. Gomperz und →Julius v. Gomperz sowie von Josephine Gomperz (1820–1894), verheiratete v. Wertheimstein, Mutter des Polarforschers Hermann Frh. v. T. (geb. Wien, 5. 9. 1849; gest. Nagyvázsony, H, 14. 6. 1876, Unfall), Franziska (Fanny) Freiin v. T. (1846–1922), spätere Baronin v. Worms, Anna Freiin v. T. (1847–1900), spätere Edle v. Lieben, und Gabriele (Jella) Freiin v. T. (1854–1943), spätere Baronin v. Oppenheim, Tante von →Heinrich Gomperz und Franziska v. Wertheimstein (1844–1907); ab 1845 verheiratet mit →Eduard Frh. v. T. – Im Oktober 1848 flüchtete die Familie aus dem revolutionären Wien nach Brünn zu ihren Verwandten, der Familie Gomperz. Nach ihrer Rückkehr führte T. in den 1850er-Jahren ein geselliges Haus. Um die Ausbildung der vier Kinder sorgten sich hervorragende Hauslehrer wie →Rudolf Steiner, der der Familie auch in die Sommerfrische im salzburg. Unterburgau folgte. Nach der Fertigstellung des Palais Todesco 1864 gegenüber der Hofoper unterhielt die kunstsinnige T. rund 30 Jahre hindurch einen Salon. Dort verkehrten die Spitzen der Wr. Ges., darunter Politiker wie →Alexander Frh. v. Bach, →Anton Frh. v. Doblhoff-Dier, →Anton v. Schmerling sowie →Ferdinand Friedrich Gf. v. Beust, Industrielle wie →Isidor Mautner und Schriftsteller wie →Franz Frh. v. Dingelstedt, →Heinrich Laube, →Eduard v. Bauernfeld, Ludwig Ganghofer und →Hugo Hofmann v. Hofmannsthal. Ab 1864 hielt man Wohltätigkeitsveranstaltungen mit Lebenden Bildern nach Gemälden, u. a. von →Hans Makart, ab. Dazu verf. 1893 Hofmannsthal einen „Prolog und Epilog“. T. förderte Wohlfahrtseinrichtungen wie das israelit. Taubstummeninst. in Wien-Landstraße, die israelit. Kinderbewahranstalt in Wien-Leopoldstadt und das Kinderasyl im nö. Zillingdorf sowie aufstrebende Talente, aber auch wiss. Projekte wie die Afrikaexpedition von →Emil Holub. Nach T.s Tod fiel ihre Kunstsmlg. größtenteils an ihre Tochter Gabriele und an ihren Schwiegersohn →Leopold v. Lieben.
Literatur: NFP, 5. 5. 1864, 9. (A.), 10., 11. 7. 1885; WZ, 9., 10. 7. 1885; J. Gomperz, Jugenderinnerungen, 2. Aufl. 1903, S. 34, 37, 40, 49; G. Schwarz, Villa Wertheimstein, 1979, S. 19, 29; P. Müller, Die Ringstraßenges., 1984, S. 44, 85f.; K. Reischitz, Wr. Weltausst. 1873, 1989, S. 52f.; R. Sandgruber, Ökonomie und Politik, 1995, S. 286; A. Lichtblau, Als hätten wir dazugehört, 1999, S. 467; E. Fuks – G. Kohlbauer, Die Liebens. 150 Jahre Geschichte einer Wr. Familie, 2004, S. 43f., 56, 143, 164f., 231; Th. Gomperz, Essays und Erinnerungen, 2005, S. 16f.; J. Riedl, Jüd. Wien, 2012, S. 28, 90; WStLA, Wien.
Autor: (J. Mentschl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 364f.