Sohn des Seiden- und Kurzwarenhändlers Aaron Hirschl (1742–1817), der den Namen Todesco annahm, Vater von →Eduard Frh. v. T., →Moritz T. und →Max(imilian) T.; ab 1827 mit Johanna T., geb. Kaulla (geb. Hanau, Hessen-Kassel/D, 24. 5. 1806; gest. Oberdöbling, NÖ/Wien, 8. 2. 1870), verheiratet. – T. wurde in Wien und in Preßburg zum Kaufmann ausgebildet. Er gründete das Großhandelshaus H. T. und erwirtschaftete durch den Handel mit Baumwollgarnen und Seiden, mit Lieferungen an die österr. Militärverwaltung sowie mit Bankgeschäften und Börsenspekulation rasch ein bedeutendes Vermögen. Wie andere Großhändler im Vormärz legte er es auch in Ind.gründungen an und nahm 1830 in Marienthal bei Gramatneusiedl eine Flachsspinn- und Hechelfabrik in Betrieb, die er 1832 kaufte. 1833 ließ er sie großteils abreißen und einen dreigeschoßigen Komplex errichten. Darin befand sich eine Baumwollspinnerei und die erste Baumwollweberei Österr., in der mit Wasserkraft Webstühle betrieben wurden. Zusätzl. zu den Produktionsanlagen wurden auf dem Areal ein Beamten-, das Herrenhaus sowie Wohnhäuser für die dort tätigen, v. a. aus den böhm. Ländern stammenden Arbeiter, 1833 eine Fabriksschule und 1844 eine Kinderbewahranstalt errichtet. In der Baumwollspinnerei liefen 1835 bereits 6.500 Spindeln, betreut von 286 Beschäftigten. Bis 1845 wuchs die Anzahl der Spindeln auf 7.500 an, jedoch unter Verwendung von Wasserkraft mit ledigl. 140 Beschäftigten. Auf den Gewerbsprodukten-Ausst. in Wien 1835 und 1839 sowie bei der Londoner Weltausst. 1851 war das Unternehmen mit bedeutenden Exponaten vertreten. In Legnaro erwarb T. ein Gut, auf dem er einen Musterbetrieb für Seidenraupenzucht errichtete. An der Erschließung neuer Verkehrswege beteiligte er sich maßgebl. als Dir. der Wien-Raaber-Eisenbahnges. und der Wien-Gloggnitzer-Eisenbahnges. Außerdem war er Mitgl. des Bankenausschusses der österr. Nationalbank. 1843 spendete er der Stadt Preßburg die Mittel für die Errichtung einer israelit. Schule sowie einer Kinderbewahranstalt. Die von ihm gegr. H. T.-Stiftung errichtete 1846 in Baden eine Badeanstalt für die jüd. und christl. verarmte Bevölkerung. In seinem Testament bedachte er neben seiner Frau Johanna und seinen sechs Kindern auch kirchl. Institutionen.
Literatur: Slokar; Wurzbach; S. Mayer, Die Wr. Juden … 1700–1900, 2. Aufl. 1918, S. 284f.; H. Matis, Die Manufaktur und frühe Fabrik im Viertel unter dem Wr.wald, phil. Diss. Wien, 1964, S. 317f.; H. Granichstaedten-Cerva u. a., Altösterr. Unternehmer, 1969, S. 122f.; F. Mathis, Big Business in Österr., 1987, S. 317; S. Walther, in: Bürgersinn und Aufbegehren, Biedermeier und Vormärz in Wien 1815–48, 1988, S. 316; W. Hösl, Ind.straße, Viertel unter dem Wr.wald, 1989, S. 13; A. Komlosy, Spinnen, Spulen, Weben, 1991, S. 39; P. Eigner – A. Helige, Österr. Wirtschafts- und Sozialgeschichte im 19. und 20. Jh., 1999, S. 38; A. Lichtblau, Als hätten wir dazugehört, 1999, S. 647f.; G. A. Stadler, Das industrielle Erbe NÖ, Geschichte – Technik – Architektur, 2001, S. 168; E. Brugger u. a., Geschichte der Juden, 2006, S. 426, 432, 483; J. Riedl, Jüd. Wien, 2012, S. 89; IKG, WStLA, beide Wien.
Autor: (J. Mentschl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 363