Sohn des um 1814 aus Nürnberg eingewanderten Zöllners Alois Johann S., Vater von Victor Ladislaus, Alfred und Theodor Edmund S. (alle s. unten). Besuchte 1840–45 die Konditorlehre bei Carl Barth in Preßburg und machte sich bereits 1846 als Erzeuger von Konditorwaren selbständig. Nach seiner Heirat (1849) mit der Schuhmacherstochter Franziska Pillmayer aus Ofen (Budapest) – sie sollte ihm später bei seinem Geschäft eine große Stütze werden – ließ er sich dort nieder und betrieb ebenfalls eine – rasch aufstrebende – Konditorei. Ende der 50er Jahre übersiedelte er nach Wien, erwarb Gründe und meldete das Gewerbe der Schokolade- und Kanditenfabrikation mit Standort Wien IV. an. Im Zuge des allg. industriellen Fortschritts kam es trotz eines starken finanziellen Rückschlags 1864 zu einem raschen Aufschwung der 1863 protokollierten Fa. Victor Schmidt (dann Victor Schmidt & Sohn, ab 1878 Victor Schmidt & Söhne). Von S.s Söhnen trat 1872 der älteste, Victor Ladislaus (geb. Pest, Budapest/Ungarn, 27. 6. 1849; gest. Dresden, Sachsen/Deutschland, 2. 7. 1914), 1878 Alfred (geb. Pest, 17. 12. 1854; gest. Wien, 12. 12. 1923) und 1884 Theodor Edmund S. (geb. Pest, 17. 10. 1857; gest. Unterach a. Attersee/OÖ, 5. 8. 1921), evang. HB, in die Fa. ein. Vater und Söhne führten das Unternehmen zur Blüte, wobei die Söhne, auf dem Fundament des Gewerbebetriebs aufbauend, alle techn. Neuerungen des späten 19. Jh. einführten, in alle Kronländer der Monarchie lieferten und auch exportierten, all dies mit einem Sortiment von außerordentlicher Vielfalt. Großer Wert wurde auch auf die Gründung von Detailgeschäften in den wichtigsten Großstädten der Österr.-ung. Monarchie gelegt. 1880 kam es zur Gründung einer eigenen Erzeugungsfa. in Budapest, Victor Schmidt és Fiai. Am Ende des 19. Jh. war Victor Schmidt & Söhnedie führende Schokolade-, Zuckerwaren- und Backwarenfabrik in Österr.-Ungarn. S., der Gründer, Freimaurer und sozial wie karitativ vielfach verdienstvoll tätig, zog sich 1884 von der Geschäftsleitung zurück und übergab sie seinen Söhnen, von denen Victor Ladislaus (der mit der Etablierung des ersten Zentralver. der Schokoladefabrikanten in den 90er Jahren zu dessen erstem Präs. gewählt wurde) 1904 ausschied. 1905 wurde in Wien-Simmering eine zweite Fabrik errichtet. S.s Lebenswerk, die Fa. Victor Schmidt & Söhne, überstand alle Krisen des 20. Jh. und ist heute noch im alleinigen Eigentum seiner direkten Nachkommen. Der ung. Betrieb mußte knapp vor Beginn des Zweiten Weltkriegs gesperrt werden.
Literatur: Wr. Ztg. vom 8. 8. 1903, S. 73 (Jubiläums-Festn.); N. Fr. Pr. vom 5. 7. 1914 (zu Victor L. S.) und 14. 12. 1923 (zu Alfred S.); Der Konditor vom 15. 7. 1914 (zu Viktor L. S.); R. Seyfried, Der 11. Wr. Gemeindebez. als Ind.Standort, betriebswirtschaftl. Diplomarbeit, Wirtschaftsuniv. Wien, 1984, S. 85ff.; f. Mathis, Big Business in Österr., 1987, s. Reg.; H. Pasquali v. Campostellato, Victor Schmidt & Söhne – Die Geschichte einer altösterr. Fa., 1988 (mit Bildern); Magistratsabt. 61, Rathaus, Evang. Pfarramt HB (zu Theodor E. S.), beide Wien I.
Autor: (H. Pasquali-Campostellato)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 49, 1993), S. 298f.