Bruder des Josef v. S. (s. d.). Stud. an der Univ. Innsbruck Jus und hatte – wie sein Bruder – Kontakte zu Pichler v. Rautenkar (s. d.), in dessen Anthol. „Frühlieder aus Tirol“ auch ein Ged. von ihm aufgenommen ist. S. stand 1848 und später auf der Seite der Liberalen. Er hielt sich nach 1848 u. a. in München auf und unternahm mehrere Reisen. 1848 veröff. er in den „Fliegenden Blättern“ eine Dorfgeschichte, „Die Stechpalmlise“, 1851 Schweizer Reisebriefe in der „Allgemeinen Zeitung“; weiters war S., der literar. von Heine und Byron beeinflußt war, auch für die „Inn-Zeitung“, die Frankfurter „Neue deutsche Zeitung“, die „Leuchtkugeln“ usw. publizist. tätig. Seine 1850 veröff. Broschüre „Die Vertreibung der Zillerthaler“ ist inhaltl. ein Angriff auf religiöse Intoleranz, formal eine wenig ansprechende Mischung aus Erz. und hist. Exkursen. 1854 veröff. S. die zeittyp. Weltanschauungsdichtung „Der letzte Mensch“, ein Blankversdrama in der „Faust“-Nachfolge, über den Kampf Luzifers gegen das Christentum als Religion der Liebe. Im selben Jahr wanderte er mit seiner Frau Maria, geb. Diechtl, in die USA aus, wo er in Texas erfolgreich eine Farm bewirtschaftete, sich aber auch als Wanderphotograph betätigte. Geplante amerikan. Kulturromane im Stil Sealsfields (s. Postl Karl) hat S. nicht abgeschlossen. Seine Manuskripte soll er vor seinem Tod verbrannt haben.
Werke: Die Vertreibung der Zillerthaler. Ein Beitr. zur Geschichte der Pfaffenränke im 19. Jh., 1850, 2. Aufl. 1913; usw.
Literatur: Allg. Ztg. (München) vom 14. 10. 1887 (Beilage; mit Textproben); Literaturbl., hrsg. von A. Edlinger, 2, 1878, S. 528ff. (mit Ged.Proben); Brümmer; Giebisch–Gugitz; Kosch; Nagl–Zeidler–Castle 3–4, s. Reg.; S. M. Prem, J. v. Schnell, 1892, S. 4ff.; M. Enzinger. Die dt. Tiroler Literatur ( = Tiroler Heimatbücher 1), 1929, s. Reg.; Ch. Schwaighofer, Literar. Gruppen in Tirol, phil. Diss. Innsbruck, 1983. s. Reg.
Autor: (S. P. Scheichl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 50, 1994), S. 394