Schöndorfer, Josef

Schöndorfer Josef, Zimmermeister und Politiker. Geb. Bischofshofen (Sbg.), 27. 3. 1849; gest. München, Bayern (Deutschland), 14. 7. 1900.

Sohn eines Zimmermeisters. Nach Schulausbildung in Hallein und Salzburg erlernte S. das Zimmerhandwerk. Seine Gesellenwanderung führte ihn u. a. nach Wien, wo er beim Bau der Hofoper mitarbeitete. Nachdem er dabei 1869 einen Unfall erlitten hatte, kehrte er in die alteingesessene väterl. Zimmerei in Hallein zurück, die er nach dem Tod seines Vaters (1872) allein weiterführte und zu einem bedeutenden Unternehmen ausbaute. Das Tätigkeitsfeld der Fa. erstreckte sich von Bahnbrückenbauten in Tirol, OÖ und NÖ bis zur Beteiligung an Kirchen-, Hotel- und Fabriksbauten, darunter zahlreiche Großprojekte der beiden Sbg. Architekten Jakob Ceconi und Josef Wessiken. S.s kommunalpolit. Engagement, sein Einsatz für die Weiterführung des vor der Schließung stehenden ärar. Griesrechens (den er 1886 pachtete) und damit für die Sicherung von Arbeitsplätzen, brachte ihm 1888 die Wahl in den Gmd.Ausschuß von Hallein und 1892–99 das Bgm.Amt. Polit. stand S. der dt.-konservativen Mittelpartei des mit ihm befreundeten G. Lienbacher (s. d.) nahe. Als Bgm. erwarb er sich große Verdienste um die Modernisierung Halleins, obwohl er sich durch sein oft eigenmächtiges Vorgehen auch Gegner geschaffen hatte. Der Gründung der Sparkasse, 1893, folgten 1894 die Neubauten von Kranken- und Armenhaus sowie die Ausgestaltung des Post- und Telegraphenamtes und die Einbeziehung Halleins ins Telephonnetz. S. ließ Straßen neu regulieren, betrieb die Kanalisierung der Stadt und schuf ein neues Wasserleitungsnetz. 1896 erfolgte die Inbetriebnahme der elektr. Stadtbeleuchtung mit Hilfe des von S. selbst betriebenen Elektrizitätswerkes. Es folgten der Neubau der großen Volks- und Bürgerschule und die Errichtung der neuen Reichsbrücke. Mit der Eingemeindung von Burgfried und Taxach 1896 wurden die Zellulosefabrik und die Bierbrauerei Kaltenhausen zu bedeutenden Einnahmequellen für die Finanzpolitik Halleins. Im selben Jahr gelang es S. außerdem, Hallein zum Sitz der Bez.Hauptmannschaft zu machen. Sein Bildungsdrang führte ihn 1894 und 1898 auf Reisen nach Rom, Jerusalem, Ägypten und Palästina sowie zu Ausst. nach Nürnberg und Budapest. 1897 wurde er Handelskammerrat und mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone ausgez. Aus Gesundheitsgründen mußte er schließl. 1899 sein Amt niederlegen. 1907 wurde ihm als erstem Bgm. des Herzogtums Sbg. ein Denkmal errichtet.


Literatur: Sbg. Chronik, 8. 3. 1897; Sbg. Ztg. 16., 17., 20., 21., Sbg. Volksbl. und Sbg. Tagbl., 19., Sbg. Tagbl. und Volksfreund. Organ der dt.-konservativen Volkspartei, 21. 7. 1900; Sbg. Volksbl., 29. 10. 1906; Volksfreund, 28. 6. 1907; G. J. Kanzler, Die Stadt Hallein und ihre Umgebung, 1912, bes. S. 99, 131ff.; FS der Handels- und Gewerbekammer für das Herzogtum Sbg., 1912, S. 38; E. Stierschneider, in: Das Halleiner Heimatbuch (= Heimat Österr. 16–20), 1954, S. 79; E. Penninger, in: Mitt. der Ges. für Sbg. Landeskde. 110/111, 1970/71, S. 333f.; Ch. Gartner, in: 80 Jahre Bez.Hauptmannschaft Hallein 1896–1976 (= Sbg. Dokumentationen 10), 1976, S. 9; 750 Jahre Stadt Hallein 1230–1980, 1980; F. Moosleitner, Hallein – Portrait einer Kleinstadt, (1989), S. 190 (mit Bild); Pfarramt Bischofshofen, Sbg. LA, beide Sbg.
Autor: (U. Engelsberger)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 63
geboren in Bischofshofen
gestorben in München

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