Schwarz, František

Schwarz — František, Politiker, Beamter und Schriftsteller. Geb. Pardubitz, Böhmen (Pardubice, Tschechien), 8. 5. 1840; gest. Pilsen, Böhmen (Plzen, Tschechien), 7. 5. 1906.

In zweiter Ehe mit Julia, der Witwe des Schriftstellers und Politikers Gustav Eim, verehel. S. besuchte die Oberrealschule in Prag und widmete sich dann 1858–61 techn. und nationalökonom. Stud. an der Techn. Univ. Prag. 1861 übersiedelte er nach Pilsen, wo er zunächst gem. mit J. Neruda (s. d.) bei den Ztg. „Cas“ und „Hlas“ sowie bei der belletrist. Wochenztg. „Rodinná kronika“ journalist. tätig war und 1864 die Ztg. „Plzenské Noviny“ gründete, die er bis 1865, als er Sekretär der Pilsener Bez.Vertretung wurde (eine Position, die er bis zuletzt innehatte), verlegte und red. Seit 1880 war S. Mitgl. des Pilsner Bez.Schulrats. Polit. ursprüngl. den Jungtschechen zugehörig, trat er um 1880 zu den Alttschechen über. Ab 1883 (mit einer Unterbrechung in den Jahren 1889–91) war S. Mandatar des böhm. Landtags und 1891–1903 des Abg.Hauses des Reichsrats und gehörte zweimal der Delegation an. 1892 wandte er sich erneut den Jungtschechen zu und trat in deren Klub ein. S. galt als einer der profiliertesten tschech. Politiker Westböhmens am Ende des vorigen Jh., wobei bes. sein publizist. Eintreten für die Gmd.Autonomie in zahlreichen Arbeiten, bes. in seinem Hauptwerk „Výklad zákona obecního pro království ceské ze dne 16. dubna 1864“ (Erklärung des Gmd.Gesetzes für das Kg.Reich Böhmen vom 16. April 1864), 1877, hervorzuheben ist, wie auch in den Geschichten über den Gmd.Vorstand Václav Dobrovský, die auf unterhaltsame Weise die Bedeutung der Selbstverwaltung für die Tschechen aufzeigen sollten. Verdienste erwarb sich s. auch um das Kulturleben Pilsens, wo er dem Kuratorium des Mus. angehörte, das tschech. Theater förderte und die Errichtung eines Denkmals für den Schauspieler Josef Kajetan Tyl betrieb. 1898 wurde er mit dem Ritterkreuz des Ordens der Eisernen Krone III. Kl. ausgez.; zum 40jähr. Dienstjubiläum wurde ihm 1905 der Titel Bez.Dir. verliehen.


Werke: Listy o zrízení obecném (Briefe über die Gmd.Organisation), 1869; Na obranu obecní samosprávy v království Ceském (Zur Verteidigung der Gmd.Selbstverwaltung im Kg.Reich Böhmen), 1875; Starosta V. Dobrovský reformátor obce Nezdarovské (Der Gmd.Vorstand V. Dobrovský, Reformator der Gmd. Nezdarov), 1877, 2. Aufl. 1890; Pusobení V. Dobrovského jako okresního starosty (Die Tätigkeit von V. Dobrovský als Gmd.Vorstand), 1890 (mit Bild); Výklad Zákona Obecního (ze dne 16. 4. 1864), Zákona o Zastupitelstvu Okresním (ze dne 25. 7. 1864) pro království Ceské (Erklärung der Gmd.Ordnung vom 16. 4. 1864, des Gesetzes über die Bez.Vertretung vom 25. 7. 1864 für das Kg.Reich Böhmen), 1898; Jubilejní spis. Ctyricet roku cinnosti okresního zastupitelstva plzenského (Jubiläumsschrift. 40jährigen Tätigkeit der Bez.Vertretung von Pilsen) 1865–1905, 1905; usw.
Literatur: Bohemia (Abendausg.), Plzenské Listy, 7. (mit Bild), Pilsner Tagbl., 8. 5. 1906; Hahn, 1891; Masaryk; Otto; G. Kolmer, Das neue Parlament (= Parlamentar. Jb. 5), 1897, S. 261f.; M. Navrátil, Nový ceský snem 1901–07, 1902; Právník 45, 1906, S. 358; B. M. Garver, The Young Czech Party 1874–1901 and the emergence of a multi-party system, 1978, s. Reg.; M. Lišková, Slovník predstavitelu zemské samosprávy v Cechách 1861–1913, 1994.
Autor: (Ch. Mentschl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 54, 1999), S. 433
geboren in Pardubice
gestorben in Pilsen

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