Sohn eines Handwerkers. S. besuchte ab 1817 das Gymn. in Olmütz (Olomouc), absolv. die phil. Jgg. an der dortigen Univ. und stud. 1825–29 in Wien als Zögling des k. k. Konvikts Theol. an der Univ. Nach der Priesterweihe (1829 in Olmütz) wirkte er vier Jahre als Kooperator in Mähren und besuchte das Höhere Priesterbildungsinst. („Frintaneum“) in Wien; 1834 Dr. theol. an der Univ. Wien. Im selben Jahr wurde S. suppl., 1835 o. Prof. der Dogmatik an der Univ. Olmütz (1838/39 Dekan). 1842 als o. Prof. dieses Faches an die Univ. Wien berufen, hatte er diesen Lehrstuhl bis 1862 inne (1849/50 und 1853/54 Dekan) und war ab 1850 (unter gleichzeitiger Verleihung des Titels eines k. k. Hofkaplans) auch Stud.Dir. des Frintaneums, 1862–76 dessen Vorsteher. Außerdem war S. 1862–76 Hof- und Burgpfarrer, wurde 1863 Tit.Abt von Báta (Ungarn), 1865 päpstl. Hausprälat und 1876 Propst des Metropolitankapitels zu St. Stephan in Wien. Er verf. aufgrund ihrer Klarheit und Gründlichkeit angesehene Lehrbücher der Dogmatik und der Fundamentaltheol., wobei er bes. in seiner „Theologia fundamentalis seu generalis“, 1858, gegen den Josephinismus und die Lehren Anton Günthers (s. d.) Stellung bezog. Diese Lehrbücher waren zu seiner Zeit an den theol. Lehranstalten und Fak. vorgeschrieben und daher sehr verbreitet. 1867 wurde S. als Konsultor der theol.-dogmat. Komm. (wie etwa auch C. Schrader, s. d.) zu den Vorbereitungen für das I. Vatikan. Konzil nach Rom berufen. In dieser Eigenschaft verf. er die – nicht unumstrittene – Arbeitsvorlage („Schema“) „gegen die Irrtümer des Rationalismus“, die sich v. a. gegen Günther richtete. Schon vor und auch während des Vaticanums ein entschiedener Befürworter der päpstl. Infallibilität, beschäftigte er sich, nach 1879 kränkl. und in völliger Zurückgezogenheit lebend, zuletzt immer mehr mit Themen aus der scholast. Phil.
Werke: Theologia generalis ..., 1850, 3. Aufl.: Theologia fundamentalis seu generalis, 1858, 7. Aufl. 1882; Theologia dogmatica catholica, 3 Bde., 1851–54, 5. Aufl. 1869; Compendium Theologiae dogmaticae, 2 Bde., 1863–64, 2. Aufl. 1880; Institutiones philosophicae usibus Theologiae candidatorum accomodatae, 2 Bde., 1873; usw.
Literatur: ADB 54; LThK, 2. Aufl.; Wurzbach; A. Wappler, Geschichte der theol. Fac. der k. k. Univ. zu Wien, 1884, S. 451, 458, 486, 494; Correspondenz der „Associatio perseverantiae sacerdotalis“ 11, 1890, S. 62ff.; H. Zschokke, Geschichte des Metropolitan-Capitels zum hl. Stephan in Wien, 1895, S. 305, 411; C. Wolfsgruber, Die k. u. k. Hofburgkapelle und die k. u. k. geistl. Hofkapelle, 1905, s. Reg. (mit Bild S. 501); H. Hurter, Nomenclator literarius theologiae catholicae ... 5/2, 3. Aufl. 1913, Sp. 1514f.; L. Orbán, Theologia Güntheriana et concilium Vaticanum 1, 2. Aufl. 1950, S. 31f., 198, 2, 1949, passim; I. Fried, Das Metropolitankapitel zu St. Stephan in Wien ..., phil. Diss. Wien, 1952, S. 147f.; E. Hocedez, Histoire de la Théol. au XIXe siècle 2, 1952, s. Reg.; J. D. Mansi, Sacrorum conciliorum nova et amplissima collectio 49, 1961, Sp. 467, 629, 642ff.; J. Pritz, Glauben und Wissen bei A. Günther (= Wr. Beitrr. zur Theol. 4), (1963), s. Reg.; H. J. Pottmeyer, Der Glaube vor dem Anspruch der Wiss., 1968, s. Reg.; W. Goldenits, Das höhere Priester-Bildungsinst. für Weltpriester zum Hl. Augustin in Wien ..., theol. Diss. Wien, 1969, S. 85f.; Dictionnaire de Théol. catholique. Tables générales 3, 1972, Sp. 4021; E. Mann, Die Wr.theol. Schule A. Günthers im Urteil des 20. Jh., 1979, s. Reg.; Biograph.-Bibliograph. Kirchenlex., hrsg. von F. W. Bautz und T. Bautz, 9, 1995; J. Scheicher, Erlebnisse und Erinnerungen, o. J., S. 497ff.; UA Wien.
Autor: (F. Loidl – H. Reitterer)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 54f.