Singer, Isidor

Singer Isidor (Isidore), Schriftsteller und Lexikograph. Geb. Mähr. Weißkirchen, Mähren (Hranice, Tschechien), 10. 11. 1859; gest. New York, NY (USA), 20. 2. 1939; mos.

– Sohn eines Kaufmanns. S. verließ mit 10 Jahren seinen Heimatort, besuchte verschiedene Gymn. in Mähren und maturierte in Kremsier (Kromeríž). Er stud.in Wien 1878–82 an der Univ. (sein Doktorat ist hier nicht nachweisbar) und angebl.am rabbin. Seminar sowie vermutl. in Berlin an der Univ. und an der Hochschule für die Wiss. des Judentums. S., der ab 1885 die „Allgemeine Oesterreichische Literatur-Zeitung“ hrsg., arbeitete für den französ. Gesandten in Wien, dem er 1887 nach Paris folgte, wo er auch im Pressebüro des französ. Außenmin. beschäftigt war. Bereits früh setzte sich S. mit dem Ansteigen des Antisemitismus auseinander, etwa 1882 in seiner Schrift „Berlin, Wien und der Antisemitismus“, in der er den Antisemitismus in Wien als „künstlich importirtes Giftkraut“ aus Berlin und Österr. als „siegreichen Vorkämpfer der Humanität und Toleranz“ bezeichnete. In Paris wiederum gründete und publ. er die gegen Edouard Drumonts antisemit. „La Libre Parole“ gerichtete Z. „La Vraie Parole“ (1893–94), in der er auch in der Affäre um Alfred Dreyfus Stellung für diesen bezog; noch 1904 –inzwischen von Europa in die USA emigriert –, veröff. er „Russia at the Bar of the American People“, ein Erinnerungsbuch an die Opfer des Kishinew-Pogroms. In New York niedergelassen, gab er hier nach Jahren der finanziellen und redaktionellen Vorbereitung 1901–06 die zwölfbändige „Jewish Encyclopedia“ heraus, die – mit dem Namen S.s verbunden – für lange Zeit als Standardwerk maßgebl. bleiben und wichtige Impulse für Judaica-Forschungen geben sollte. Von S.s anderen weitreichenden, v. a. auch enzyklopäd., Plänen wurde allerdings nur ein Tl., etwa die „International Insurance Encyclopedia“ (1909), verwirklicht. In den jüd. Kreisen Amerikas nicht unumstritten, beschäftigte sich S. publizist.auch mit religionsphil. Fragen, wobei er einen universalist. Standpunkt vertrat. 1922 gründete er die monotheist. ausgerichtete Amos Society, in deren Rahmen er 1924 das Werk „Religion of Truth, Justice and Peace“ veröff.


Werke: Presse und Judenthum, 1882; Sollen die Juden Christen werden?, 1884; Am Grabe meiner Mutter, 1888; La Question Juive, 1893; etc.
Literatur: Enc. Jud. (m. B.); Hdb. jüd. AutorInnen; Jew. Enc. (auch Internetausg.); Jüd. Lex.; Lex. böhm. Länder; Univ. Jew. Enc. (m. B.); Wer ist’s?, 1912; Wininger; Who Was Who in America 1, (1943); American National Biography 20, 1999; UA, Wien.
Autor: (K. Hödl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 57, 2004), S. 296f.
geboren in Hranice na Moravě
gestorben in New York City

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