Sohn eines markgräfl. bad. Oberförsters und einer Tiroler Gfn. – T., in Rastatt und am Mainzer Hof erzogen, stud. an den Univ. Göttingen und Jena und wollte den Beruf eines Forstmanns ergreifen. Um einer Rekrutierung durch die Heere der französ. Revolution zu entgehen, trat er 1794 als Kadett in die österr. Armee (Chevaulegerrgt. 5) ein; 1795 Lt. Er blieb bis zum Ende der Herrschaft Napoleons I. ein wichtiger militär. Gegenspieler und entwickelte sich sehr bald zu einem ebenso mutigen wie überlegten Spezialisten des sog. kleinen Kriegs oder Parteigängerkriegs. T. befehligte i. d. F. sowohl reguläre als auch irreguläre kavallerist. Streitkräfte und nahm an allen sechs Koalitionskriegen bis 1815 erfolgreich teil. Ein erster Höhepunkt seines Wirkens war 1805 als Rtm. – noch vor der Kapitulation – der Ausbruch mit Teilen der österr. Hauptarmee aus der französ. Umstellung bei Ulm. In Südböhmen konnte er der französ. Kav. nachhaltigen Widerstand leisten, die Bevölkerung im Raum Pilsen insurgieren und so die Auswirkungen der russ.-österr. Niederlage bei Austerlitz mindern, indem er die Bevölkerung vor feindl. Einquartierung und Requisition schützte. Dafür wurde ihm 1806 das Ritterkreuz des MMTO verliehen. Nach längerem Aufenthalt in Böhmen ging er mit →Karl I. Philipp Fürst zu Schwarzenberg, der T. bes. schätzte, als dessen Adj. und als Militärdiplomat nach St. Petersburg, dann nach Paris. T. nahm 1809 an der Schlacht bei Deutsch Wagram und dem darauf folgenden unentschiedenen Gefecht bei Znaim (Znojmo) teil und wurde noch auf dem Schlachtfeld von Erzhg. →Karl außer der Reihe zum Mjr. beim Husaren-Rgt. Gf. Radetzky 5 befördert. Als der Krieg Napoleons gegen Russland bevorstand, trat T. 1811 als Obstlt. in russ. Dienste, in das Korps des ehemaligen österr. und nunmehrigen russ. Gen. Ferdinand Frh. v. Winzingerode. Er zeichnete sich im Vormarsch der russ. Armee 1812 als Befehlshaber von Kosakenabt. bes. aus und besetzte im Jänner 1813 auch Königsberg (Kaliningrad). Nach dem Kriegseintritt Preußens an der Seite Russlands wurde T. Befehlshaber der „Deutschen Legion“, einer Einheit aus Kosaken und dt. Freischärlern (Kavalleristen der Lützow’schen Jäger). Er stieß zweimal handstreichartig nach Berlin vor und hielt im März 1813 feierl. Einzug in Hamburg, wo er die „Hanseatische Legion“ aufstellte. Sein größter Erfolg in dieser Zeit war jedoch ein Vorstoß hinter die französ. Front nach Kassel. Auf Schloss Ludwigslust konnte er als ersten Rheinbundfürsten Hg. Friedrich Franz I. v. Mecklenburg-Schwerin überzeugen, von Napoleon abzufallen. Im April 1813 wurde er dem nunmehrigen russ. Gen. Ludwig Georg Gf. v. Wallmoden unterstellt, auch dieser ein ehemaliger österr. Gen., der nach dem Kriegseintritt Österr. wieder in die österr. Armee zurückkehrte. T. blieb nun Befehlshaber in der Nordarmee der Großen Koalition gegen Napoleon und kämpfte gegen die Franzosen sowie gegen die mit dem Korsen verbündeten Dänen. Mitte Oktober 1813, wenige Tage vor der entscheidenden Schlacht bei Leipzig, kapitulierte die Stadt Bremen vor T.s neuestem Handstreich, ihr Hafen stand daher ab November der engl. Flotte zur Verfügung. Auf dem Wr. Kongress machte T. die Bekanntschaft von Großhg. Karl v. Baden und kehrte für einige Jahre in seine Heimat zurück. Er quittierte den russ. Dienst und übernahm 1819 für 26 Jahre den Posten eines bad. Gesandten in Wien. T. erhielt 1809 das Kleinkreuz des Leopold-Ordens, 1810 wurde er Ritter der französ. Ehrenlegion.
Literatur: ADB; Kosch, Staatshdb.; Otto; Wurzbach; A. Frh. v. Wrede, Geschichte der k. u. k. Wehrmacht 3, 1901, S. 186, 197; K. Bosl, Biograph. Wörterbuch zur dt. Geschichte 3, 2. Aufl. 1975; J.-J. Langendorf, Ahnengalerie der Kaiserl. Armee 1618–1918, 1995, S. 80ff.; H. Stubbe-da Luz, in: Hamburgische Biographie … 2, ed. F. Kopitzsch – D. Brietzke, 2003 (m. B.); P. Broucek, in: ders., Militär. Widerstand. Stud. zur österr. Staatsgesinnung und NS-Abwehr, 2008, S. 49ff., 178ff.; D. Lieven, Russland gegen Napoleon …, 2009, s. Reg.; KA, Wien.
Autor: (P. Broucek)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 265f.