Böhm. Linie, Fideikommiss Klösterle. Sohn des Großgrundbesitzers und HH-Mitgl. Josef Oswald Gf. v. T. u. H. (geb. Sehuschitz, 21. 12. 1817; gest. Klösterle, Böhmen / Klášterec nad Ohrí, CZ, 6. 1. 1883) und von Johanna Gfn. v. T. u. H., geb. Gfn. v. Salm-Reifferscheid(t) (geb. Prag, Böhmen / Praha, CZ, 16. 5. 1827; gest. Innsbruck, Tirol, 8. 5. 1892), Neffe von →Guido(bald) Gf. v. T. u. H. und von →Sigmund Gf. v. T. u. H., Vater des Juristen und Schriftstellers Paul Gf. v. T.-H.-S.-R. (geb. Prag, 10. 11. 1884; gest. Wien, 13. 9. 1963), Onkel von →Maximilian Gf. v. T. u. H.; ab 1878 verheiratet mit →Christiane Gfn. v. T.-H.-S.-R. – Seine Kinder- und Jugendjahre verbrachte T. in Prag, einige Sommer bei den Großeltern auf Schloss Neuhaus in Salzburg. Nach der Matura 1868 stud. er Rechtswiss. an den Univ. Leipzig, Innsbruck (1870, 1873 Dr. iur.) sowie Prag (1872) und diente 1870/71 als Einjährig-Freiwilliger; anschließend unternahm T. Reisen nach Russland, England und Ägypten und wirkte eineinhalb Jahre als unbezahlter Attaché in Teheran; 1876 übernahm er die Verwaltung der Familiengüter in Klösterle und Sehuschitz, wozu neben diversen Unternehmen und Schlössern auch die Porzellanfabrik in Klösterle gehörte. Nach dem Tod seines Vaters 1883 wurde T. erbl. Mitgl. des HH, wo er sich der linken Verfassungspartei anschloss. 1880–83 sowie 1909–13 war er Vertreter des nichtfideikommissar. Großgrundbesitzes im böhm. LT. 1890 fungierte T., der jede Form des polit. Radikalismus ablehnte, als Vertreter des Verfassungstreuen Großgrundbesitzes bei der Verständigungskonferenz zwischen Dt. und Tschechen. Trotz des Scheiterns dieser Pläne wurde T. zum Obmann der Partei gewählt. Als langjähriger Präs. des Verw.R. des Wr. Bank-Ver. (bis 1906) pflegte T. beste Beziehungen zu den dt.-freiheitl. Parteien. 1892 erbte er von seiner Mutter das Salm’sche Fideikommiss Hainspach (Lipová) und erreichte 1897 die österr. Namens- und Wappenvereinigung mit dem Haus Salm-Reifferscheidt für sich und seine direkten Nachfolger. Stark in das gesellschaftl. Leben eingebunden, unterhielt T. engen Kontakt zu seinem Verwandten →Franz Fürst v. T. u. H. Daneben galt T. als äußerst kunstinteressiert und v. a. als Verehrer der tschech.sprachigen Oper. Darüber hinaus war er lange Jahre Präs. der böhm. Gartenbauges. 1906 trat er aus gesundheitl. Gründen als Obmann des Verfassungstreuen Großgrundbesitzes zurück. T. wurde 1873 Ehren- und Devotionsritter des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens, 1882 k. k. Kämmerer, 1894 Geh. Rat und erhielt 1900 den Orden vom Goldenen Vlies. Sein Nachlass wird im Státní oblastní archiv v Litomericích, Decín, verwahrt.
Literatur: Hahn; J. Thun-Hohenstein, Beitrr. zu unserer Familiengeschichte 1, 1925, S. 25; Briefe und Dokumente zur Geschichte der österr.-ung. Monarchie 1–2, ed. E. Rutkowski, 1983–91, s. Reg.; L. Höbelt, Kornblume und Kaiseradler, 1993, S. 204; Thun-Web (m. B., Zugriff 27. 8. 2013); Souveräner Malteser-Ritter-Orden, Wien.
Autor: (M. Trojer)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 330f.