Thun-Hohenstein-Salm-Reifferscheid, Christiane Gfn. von

Thun-Hohenstein-Salm-Reifferscheid(t) (Thun-Waldstein, Thun-Salm) Christiane Gfn. von, geb. Gfn. von Waldstein, Schriftstellerin und Hofdame. Geb. Hirschberg, Böhmen (Doksy, CZ), 12. 6. 1859; gest. ebd., 6. 8. 1935.

Enkelin von Christian Vincenz Ernst Gf. v. Waldstein (geb. Prag, Böhmen / Praha, CZ, 2. 1. 1794; gest. ebd., 24. 12. 1858), Tochter von Ernst Gf. v. Waldstein (geb. Prag, 10. 10. 1821; gest. ebd., 1. 4. 1904), Kämmerer und Mitgl. des HH, und von Marie Leopoldine Gfn. v. Waldstein, geb. Prinzessin zu Schwarzenberg (geb. Wien, 2. 11. 1833; gest. Prag, 8. 2. 1909), Schwester von Adolf Gf. v. Waldstein (1868–1930), Mutter des Juristen Josef Oswald Matthias Gf. v. T.-H.-S.-R. (geb. Klösterle, Böhmen / Klášterec nad Ohrí, CZ, 18. 12. 1878; gest. ebd., 21. 9. 1942), des Chirurgen Adolf Maria Gf. v. T.-H.-S.-R. (geb. Klösterle, 31. 8. 1880; gest. Schwaigern, D, 29. 9. 1957) sowie des Juristen und Schriftstellers Paul Gf. v. T.-H.-S.-R. (geb. Prag, 10. 11. 1884; gest. Wien, 13. 11. 1963); ab 1878 mit →Oswald Gf. v. T.-H.-S.-R. verheiratet. – T. verbrachte ihre Jugend in Hirschberg und Prag (Waldsteinhaus) und schrieb bereits früh Ged. und Erz. Sie erhielt Klavierunterricht bei →Anton Rückauf, der 1898 ihr Festspiel „Des Kaisers Traum“, das in der Wr. Hofoper zum K.jubiläum im Dezember 1908 aufgef. wurde, vertonte. 1891 brachte sie die Einakter „Eine Wette“, „Herr und Diener“ (in der Rolle des Dieners u. a. →Hugo Thimig) und „Ein Maskenball“ heraus, die in Wien im Carltheater und im Burgtheater sowie im Stadttheater von Czernowitz (Cernivci) mit Erfolg aufgef. wurden. 1894 erschien ihr Märchen- und Erz.bd. „Was die Großmutter erzählte“. Ihre Jugendwerke handeln meist vom Leben einfacher Menschen und zeichnen sich durch Leichtigkeit und Lebendigkeit, insbes. in den Dialogen, aus. In dem 1909 veröff. Erz.bd. „Der neue Hauslehrer und andere Novellen“ sowie in einem unveröff. Roman („Am Glück vorbei“) wandte sie sich ihrem eigenen Milieu zu; die genau gezeichneten Charakterschilderungen und authent. Beschreibungen der aristokrat. Welt am Vorabend ihres Untergangs dürften mitunter auch Vorbild für →Hugo Hofmann v. Hofmannsthal gewesen sein, mit dem sie freundschaftl. verbunden war und einen langen Briefwechsel (1901–13, ed. R. Moering, 1999, m. B., W. und Biographie) führte. Hofmannsthal schätzte sie als Schriftstellerin. T. verkehrte mit zahlreichen Persönlichkeiten aus Kunst und Ges., war jedoch in die traditionellen Vorstellungen und Verpflichtungen ihres eigenen Standes fest eingebunden, in denen ihr eigener literar. Anspruch wenig Platz fand. T. war Sternkreuzordensdame, 1887 Ehrendame des Malteser-Ritter-Ordens, Trägerin des Elisabeth-Ordens 1. Kl. und des Ehrenzeichens für Kunst und Wiss.


Werke: Weitere W.: Teilnachlass: Österr. Nationalbibl., Wien.
Literatur: Hall–Renner; Wurzbach (s. u. Joseph Oswald T.-H.-S.-R.); S. Pataky, Lex. dt. Frauen der Feder 2, 1898; Ph. Toman, Musik- und kulturhist. Einblicke am beginnenden 20. Jh. anhand der Briefe F. Mottls an die Gfn. Ch. T.-S., 2012 (m. B. u. W.); Nachlässe in Österr. – Personenlex. (online, Zugriff 10. 4. 2013); Souveräner Malteser-Ritter-Orden, Wien.
Autor: (M. Baumgartner)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 329f.
geboren in Doksy
gestorben in Doksy

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