Trenkwald, Josef Mathias von

Trenkwald Josef Mat(t)hias von, Maler und Lehrer. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 13. 3. 1824; gest. Perchtoldsdorf (NÖ), 28. 7. 1897.

Sohn des Prager Kaufmanns Johann T. und von Aloisia T., geb. Nuth, Vater von →Hermann v. T., Schwiegersohn von →Franz Anton d. J. Gf. v. Thun u. Hohenstein; ab 1864 in 1. Ehe mit Kate Noel (geb. Kirkby Mallory, GB, 4. 8. 1838; gest. Wien, 23. 10. 1866), ab 1870 in 2. Ehe mit Marie Gfn. v. Thun u. Hohenstein (geb. Prag, 24. 7. 1847) verehel. – T. stud. 1840/41–52 unter →Christian Ruben an der ABK in Prag, wobei ihn dieser auch gem. mit →Karl Svoboda für die Ausführung von elf Fresken mit Szenen aus der böhm. Geschichte im Belvedere auf dem Prager Hradschin heranzog. Nachdem Ruben zum Rektor der Wr. ABK bestellt worden war, übersiedelte T. 1852 gem. mit diesem nach Wien und setzte dort seine Stud. bei ihm bis 1856 fort. 1856–62 hielt er sich – tw. finanziert durch ein Staatsstipendium – in Rom auf. Zurückgekehrt nach Wien, erhielt T. den Auftrag für die Ausstattung des Prüfungssaals in dem von →Friedrich Frh. v. Schmidt 1863–66 errichteten Akadem. Gymn. (Wien 1). I. d. F. bekleidete er bis 1873 als Nachfolger von →Eduard v. Engerth das Amt des Dir. der Prager ABK. 1872–95 hatte er als Nachfolger von Führich an der Wr. ABK eine Professur der Spezialschule für Historienmalerei inne; 1884–86 und 1894/95 Rektor. T. gilt zu Recht als Fortsetzer der Tradition von Führich auf dem Gebiet der religiösen Historie an der Wr. Akad. Für die 1879 von →Heinrich Frh. v. Ferstel vollendete Votivkirche in Wien gestaltete der Künstler die Marienfenster, ab 1890 leitete er die Restaurierung der Fresken im Kreuzgang des Doms zu Brixen. T. ist v. a. in österr. Smlgg. und Mus. vertreten: Als Zeichner ist im Kupferstichkabinett der Wr. ABK die exzeptionelle Breite seines Werks dokumentiert (80 Zeichnungen); der Großtl. dieser Arbeiten wurde 1898 aus dem Nachlass angekauft. Der Bogen spannt sich von den während seines Romstipendiums angefertigten Natur-, Genre- und detaillierten architekton. Stud. über umfangreiche Ausstattungszyklen der italien. Frührenaissance bis zu Hauptwerken eigener monumentaler Dekorationsarbeiten, wie Entwürfen zum Prüfungssaal des Akadem. Gymn. (um 1864), zur Freskierung der Grabkapelle der Familie Revoltella in Triest mit einer Darstellung der Himmelfahrt Christi (1864) sowie zum Zyklus der Marienwallfahrtsorte der damaligen Kronländer für die Chorumgangskapellen der Wr. Votivkirche (um 1880). Neben diesem Entwurfsmaterial, das T. als letzten, an der Wr. Akad. „institutionalisierten“ Vertreter der spätnazaren. Richtung zeigt, befinden sich flüchtige, impressionist. anmutende Ölskizzen in der Smlg., die die Gleichzeitigkeit diametral gegensätzl. Ausdrucksmodi innerhalb des Werks eines einzigen Künstlers dokumentieren. Weitere Arbeiten T.s befinden sich u. a. in der Österr. Galerie Belvedere (Hg. Leopolds des Glorreichen Einzug in Wien nach dem Kreuzzug von 1219; Stud.kopf einer italien. Bäuerin), im Wien Mus. (u. a. Die Ablasspredigt; Stud. zu einer Szene aus den Hussitenkriegen; Entwürfe für Glasgemälde) und in der Albertina (Maximilians Begegnung mit Maria von Burgund in Gent; Entwurf für die Ausmalung der Altlerchenfelder Kirche in Wien), alle Wien. T. wurde 1866 w. M. der Wr. ABK, 1879 Ritter des Franz Joseph-Ordens, 1888 Ritter des Ordens der Eisernen Krone III. Kl.; 1895 Erhebung in den Adelsstand. T. war 1861–63, dann wieder ab 1873 Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus) und von November 1892 bis November 1894 deren Vorstand (1883 erhielt er die Karl Ludwig-Medaille); 1872 Mitgl. der Komm. für die künstler. Ausstattung des Prager Nationaltheaters, ab 1877 Mitgl. der Central-Comm. für Kunst und hist. Denkmale.


Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 451f.
geboren in Prag
gestorben in Perchtoldsdorf

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