Sohn des Seidenzeugfabrikanten Johann Deininger d. Ä. und von Maria Deininger, geb. Nestler, Bruder des Architekten Johann Deininger d. J. (geb. Wien, 12. 12. 1849; gest. Innsbruck, Tirol, 31. 3. 1931), Vater der Architekten Wunibald Deininger (geb. Wien, 5. 3. 1879; gest. Salzburg, Salzburg, 24. 8. 1963) und Theodor Deininger (geb. Wien, 17. 2. 1881; gest. 6. 9. 1908); ab 1877 mit Ludmilla Schönfuss verheiratet. – Nach dem Besuch der Oberrealschule begann D. 1868 sein Studium an der Bauschule am polytechnischen Institut (später Technische Hochschule) Wien, wirkte 1872 im Baubüro des Wiener Cottage-Vereins und setzte seine Ausbildung 1873–77 an der Akademie der bildenden Künste bei →Friedrich Frh. von Schmidt fort. Gleichzeitig war er als Assistent an der Staatsgewerbeschule (damals Bau- und Maschinengewerbeschule) in Wien tätig. 1876 wurde D. Mitarbeiter in Friedrich von Schmidts Atelier und war an dessen Bauten, wie z. B. dem Wiener Rathaus, beteiligt. Reisen führten ihn 1872 (gemeinsam mit seinem Bruder Johann) und 1874 nach Italien sowie nach Südtirol. 1883 erfolgte seine Ernennung zum Professor an der Staatsgewerbeschule Wien, 1894 zum Fachvorstand der bautechnischen Abteilung (bis 1909). D. war nicht nur ein engagierter Lehrer, sondern trat auch für zahlreiche Änderungen und Reformen an der Schule ein, wie z. B. die Neugestaltung des Lehrplans, die Reform des Zeichenunterrichts oder die Gründung der Prüfanstalt für natürliche und künstliche Bausteine. Neben seiner Lehrtätigkeit machte er sich 1883 als Architekt selbstständig und unterhielt bald eines der bekanntesten Architekturbüros in Wien. Er realisierte zahlreiche Wohn- und Geschäftshäuser, Villen (insbesondere im niederösterreichischen Gutenstein, wo er seinen Sommersitz hatte) sowie öffentliche Gebäude in der gesamten Habsburgermonarchie. Etliche dieser Bauten errichtete er ab 1900 in Zusammenarbeit mit seinem Sohn Wunibald. Daneben entwarf D. Gruftkapellen, Denkmäler, Altäre sowie kunstgewerbliche Gegenstände aller Art. Außerdem war er ein gefragter Juror, fachschriftstellerisch tätig und Mitarbeiter mehrer Zeitschriften, wie etwa der „Allgemeinen Kunst-Chronik“ und des „Centralblatts für das gewerbliche Unterrichtswesen in Österreich“. Als typisch späthistoristischer Architekt verfügte D. über die gesamte Stilpalette: Im Wohn- und Geschäftsbau wendete er Formen der Früh- und Hochrenaissance sowie der deutschen Renaissance an und griff auch barocke Motive auf (z. B. Van Swieten-Hof, 1895–96, Wien 1). Seine repräsentativen Villenbauten zeigten hingegen in ihrem Heimatstilvokabular die damals bevorzugten malerischen Erscheinungsbilder (z. B. Villa Trebesinger, 1889, Gutenstein). D.s Werke zeichnen sich durch funktionale Grundrisse und durchdachte innere Strukturen aus und lassen seine Aufgeschlossenheit für moderne Materialien und Techniken erkennen (z. B. Druckerei Jasper, 1892, Wien 3). Die Bauten, die gemeinsam mit seinem Sohn Wunibald entstanden, weisen mit Jugendstilformen auf dessen Ausbildung bei Otto Wagner hin (z. B. Villa Ladewig, 1904–05, Gutenstein; Staatsgewerbeschule, 1907–10, Wien 17). D. war als Liberaler 1900–04 im Wiener Gemeinderat politisch engagiert sowie Mitglied zahlreicher Fachvereinigungen: ab 1876 der Wiener Bauhütte, 1885–1902 der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), ab 1888 des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins, ab 1908 der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs; 1906–08 Präsident, 1913 Ehrenmitglied der Gesellschaft der österreichischen Architekten. Bei der Zentralkommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale hatte D. folgende Funktionen inne: 1886 Korrespondent für Niederösterreich, 1899 Mitglied, 1904 Konservator für die Bezirke Baden und Mödling, 1905 Konservator für mehrere Wiener Bezirke, 1911 technischer Generalkonservator; 1922 Demission. D. wurde 1888 Ritter des Franz Joseph-Ordens, 1909 Ritter des Ordens der Eisernen Krone III. Klasse; 1895 Baurat, 1905 Oberbaurat.
Referenz: ÖBL Online-Edition, Bd. (Lfg. 3, 2014)