Sohn des Feldmarschallleutnants Josef Fellner Ritter von Feldegg und von Aloisia Fellner von Feldegg, geb. Lunet; ab 1888 verheiratet mit Paula Stuhlreiter; zwei Kinder. – Nach Besuch der Mittelschule in Prag und Troppau (Opava) studierte F. 1873–79 an der deutschen Technischen Hochschule in Prag, 1879–82 setzte er seine Ausbildung an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei →Theophil Frh. von Hansen fort, bei dem er auch sein Praxisjahr absolvierte. 1884 fand F. eine Anstellung als Lehrer für Bautechnik in der Staatsgewerbeschule in Wien, wo er in der Folge rund 40 Jahre tätig war. Gleichzeitig arbeitete er als Redakteur bei verschiedenen Architektur-Zeitschriften, wie etwa „Der Architekt“ (ab 1895) oder der „Wiener Bauindustrie-Zeitung“ (ab 1910). Als Architekt errichtete er lediglich zwei Mietshäuser in modifizierten Renaissanceformen (Jägerhof, 1893–94, Wien 9) sowie eine Grabkapelle im neogotischen Stil (für die Familie von →Franz Schmeykal in Böhmisch Leipa / Česká Lípa, 1895). Interessant ist sein Entwurf für die Kaiser Franz-Joseph-Jubiläumskirche in Wien 2 (1899), bei dem er in gewisser Weise Karl Friedrich Schinkel rezipierte, dem Kirchenbau aber insgesamt durch Anklänge an die ägyptische bzw. islamische Baukunst ein spezielles Aussehen verlieh. F.s Interesse verlagerte sich zunehmend auf seine publizistische Arbeit. Er schrieb eine Vielzahl von architekturtheoretischen Aufsätzen, Monographien über Hansen und →Friedrich Ohmann sowie kunstkritische Erläuterungen zu →Leopold Bauers Werk. Um 1895 verteidigte F. noch den Rückgriff auf sämtliche historische Stile, rund fünf Jahre später wurde er ein begeisterter Verfechter der Moderne und bot in der Zeitschrift „Der Architekt“ Otto Wagner und dessen Schülern eine breite Plattform für ihre Publikationen. 15 Jahre später stand F. der Moderne hingegen kritisch gegenüber und plädierte insbesondere während der Kriegsjahre für die Rückbesinnung auf die historische deutsche Baukunst. Daneben verstand sich F. jedoch auch als Philosoph und Psychologe; seine architekturbezogenen Publikationen spiegeln seine philosophischen Überlegungen wider, nur selten finden sich konkrete Analysen der zeitgenössischen Bautätigkeit. Als Philosoph räumte F. vor allem dem „Gefühl“ als Bindeglied zwischen Objekt und Subjekt einen zentralen Stellenwert ein („Das Gefühl als Fundament der Weltordnung“, 1890). Als Psychologe setzte er sich intensiv mit der Sexualpsychologie auseinander, wobei er in den freizügig geschriebenen Arbeiten vor allem gegen die Unterdrückung des Sinnlich-Erotischen auftrat („Die Schönheit im Geschlechtsleben“, 1929). Neben seinen architekturtheoretischen sowie philosophisch-psychologischen Arbeiten verfasste F. auch Novellen („Letzte Stunden“, 1904), Dramen und Gedichte („Erotische Lieder“, 1924). Zu Lebzeiten sehr bekannt, konnte er allerdings weder mit seinen philosophischen Überlegungen noch mit seinen architekturspezifischen Beiträgen nachhaltige Wirkung erzielen. F. wurde 1901 Mitglied der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), 1906 der Gesellschaft österreichischer Architekten, 1918 der Wiener Bauhütte; 1930 Regierungsrat.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 4, 1956), S. 297