Nannte sich ab 1930 Habe (Akronym aus den Anfangsbuchstaben von Hans und Békessy). – Sohn von →Imre Békessy und der Lehrerin Bianca Marton (1886–1951), in 1. Ehe mit seiner Jugendfreundin, der Fabrikantentochter Margit Bloch, ab 1942 mit Eleanor Close, ab 1948 mit der Schauspielerin Eloise Hardt, ab 1955 in 6. Ehe mit der Schauspielerin und Sängerin Licci Balla verheiratet. – 1920 flüchtete die Familie aus Ungarn nach Wien, wo H. ab 1921 das Gymnasium besuchte. Nach der Matura 1929 studierte er ein Semester Germanistik an der Universität Heidelberg. Bald wechselte er aber zum Journalismus und fungierte als Wien-Korrespondent der Budapester Montagszeitung „Reggeli Újság“ seines Vaters. Ab 1930 arbeitete er als Reporter für die „Wiener Sonn- und Montags-Zeitung“ und enthüllte in deren Extraausgabe vom 8. April 1932, dass →Adolf Hitlers Vater eigentlich Schicklgruber geheißen und den Namen Hitler aus erbrechtlichen Gründen erst nach der Heirat mit Hitlers Mutter Klara angenommen hatte. Tausende Extrablätter wurden nach Deutschland geschleust und gaben so wenige Tage vor der Reichspräsidenten-Stichwahl zwischen Hindenburg und Hitler die Nationalsozialisten der Lächerlichkeit preis. 1933 arbeitete H. als stellvertretender Chefredakteur bei den neu gegründeten Heimwehr-Blättern „Österreichisches Morgenblatt“, „Wiener Mittagsblatt“ und „Österreichisches Abendblatt“. Als nach eigenen Angaben „jüngster Chefredakteur Europas“ gab er schließlich ab 1934 das Wiener Montagsblatt „Der Morgen“ heraus, übersiedelte aber 1935 in die Schweiz, wo er bis 1939 als Korrespondent für das angesehene „Prager Tagblatt“ aus dem Völkerbund in Genf berichtete. 1937 debütierte H., der schon als Schüler Romane verfasst hatte, literarisch mit dem Emigrantenroman „Drei über die Grenze“, der in 18 Sprachen übersetzt und 800.000 Mal verkauft wurde. 1938 folgte „Eine Zeit bricht zusammen“, ein Werk über die Wiener Inflationsjahre, 1939 der Exilroman „Zu spät?“. Zu dieser Zeit war H., nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938, bereits ausgebürgert, besaß aber einen ungarischen Pass und meldete sich 1939 in Paris als Freiwilliger zur französischen Armee. 1940 geriet er in deutsche Gefangenschaft, konnte aber noch im selben Jahr zurück in die Schweiz fliehen und gelangte von dort nach Lissabon und anschließend nach New York. Seine Kriegserlebnisse samt Flucht in die USA verarbeitete er im autobiographischen Bericht „A Thousand Shall Fall“ (1941; deutsch: „Ob tausend fallen“, 1943), der eine Auflage von mehr als fünf Millionen Exemplaren erreichte und als „The Cross of Lorraine“ (1943) mit Gene Kelly in Hollywood verfilmt wurde. Ende 1942 trat der nunmehrige US-Staatsbürger in die Armee ein und erhielt eine Ausbildung in psychologischer Kriegsführung. Nach Kriegsende baute er im Auftrag der US-Regierung von Bad Nauheim aus das deutsche Pressewesen in der US-Besatzungszone wieder auf: So gründete er 18 deutsche Zeitungen bzw. Zeitschriften, darunter die „Neue Zeitung“ in München, deren Chefredakteur er wurde. 1946 legte er diesen Posten zurück, trat aus der Armee aus und hielt sich für kurze Zeit wieder in den USA auf. 1950 wechselte er zur „Münchner Illustrierten“ und 1951 zur Wochenzeitung „Echo der Woche“. Daneben bearbeitete er bis 1953 auch Hollywood-Drehbücher. 1954–60 lebte H. im oberösterreichischen St. Wolfgang, danach in Ascona in der Schweiz. Ab Dezember 1958 arbeitete er für den Axel Springer-Verlag und vertrat in seinen so populären wie umstrittenen Kolumnen für die „Bild“-Zeitung oder „Die Welt am Sonntag“ einen liberalen Konservatismus. Mit dem Nachkriegsroman „Im Namen des Teufels“ (1956), dem Frauenroman „Ilona“ (1960), dem Mordfall um „Die Tarnowska“ (1962), der US-Reisereportage „Der Tod in Texas“ (1964) oder dem Krimi „Das Netz“ (1969) schrieb H. bis zuletzt internationale Bestseller. Weitere „Zeitbücher“ und Illustriertenromane veröffentlichte er unter Pseudonym. 1976 gründete er die vierteljährlich erscheinende rechtskonservative Zeitschrift „Epoche“. Aus H.s sechs Ehen gingen ein Sohn und die 1969 in Los Angeles wohl von der Manson-Family ermordete Tochter Marina (1951–1969) hervor. Für sein Werk wurde er 1972 mit dem Theodor-Herzl-Preis, 1976 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und 1977 mit dem Konrad-Adenauer-Preis ausgezeichnet.
Literatur: Bolbecher–Kaiser (m. tw. W.); Hall–Renner; Hdb. der Emigration 2; Killy; Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller, ed. K. Böttcher, 1993 (m. W.); Der Spiegel, 27. 10. 1954, S. 29–37 (m. B.); R. K. Zachau, H. H. als Herausgeber der „Neuen Zeitung“, in: Deutsch-jüdisches Exil – das Ende der Assimilation?, ed. W. Benz – M. Neiss, 1994, S. 151–164; J. Szábo, H. H. – ein Österreicher, ein Ungar, ein Deutscher oder ein Amerikaner? Ein Schriftsteller? in: Nicht (aus, in, über, von) Österreich, ed. T. Lichtmann, 1995, S. 303–319; S. Barden, H. H. Journalist ohne Heimat, 2 Bde., DA Eichstätt, 2000; D. McMurray, Conserving individual autonomy in exile. H. H.’s struggle against totalitarianism, 2001; S. S. Falk, H. H. – Journalist und Schriftsteller, phil. Diss. Wien, 2008; H. A. Mayr, H. H. als Kolumnist der Zeitungen des Axel Springer Verlages, sozialwiss. DA Wien, 2009 (m. L.); S. Falk, Eine Galerie an Feinden. Ein Porträt des Schriftstellers, Journalisten und Publizisten H. H. (1911–1977), in: David 23, Nr. 90, 2011, S. 69–71; Historisches Lexikon Bayerns, http://www.historisches-lexikon-bayerns.de (Zugriff 9. 7. 2012).
Referenz: ÖBL Online-Edition, Bd. (Lfg. 2, 2013)