Vater des Folgenden. Sohn K. Leopold II. und der Maria Ludovica, Prinzessin von Spanien. Am 12. 11. 1795 vom ung. Reichstag einhellig zum Palatin gewählt, erhielt er von K. Franz (s. d.) eine ausführliche Instruktion für sein Amt, das er über 5 Jahrzehnte bekleidete. J. nahm stets eine vermittelnde Stellung zwischen Ungarn und dem K. ein und suchte unter Wahrung der ung. Verfassung die finanziellen und militär. Mittel des Landes für den durch die Franzosenkriege bedrängten Gesamtstaat nutzbar zu machen. Den Mißerfolg des Gefechtes von Raab (14. 6. 1809) teilte er mit seinem Bruder Johann (s. d.). Im Einklang mit Gedanken Erzh. Rainers schlug er nach der Niederlage von Aspern vor, die ung. Verfassung auf die Erblande auszudehnen, oder sich auf eine bloße Personalunion mit Ungarn zu beschränken. Wegen seiner russ. Orientierung stand er außenpolit. in Gegensatz zu Metternich, dem auch das ausgleichende Wirken des Palatins gegenüber den konstitutionellen Tendenzen in Ungarn mißfiel. Unter Hinweis auf die freundschaftlichen Beziehungen des Erzh. zu Kn. Maria Ludovica verstand er es, das Mißtrauen des K. Franz wachzurufen, der dem Palatin mehrfach, so wegen der Förderung des Planes einer ung. Akad. der Wiss., strenge Verweise erteilte. Bei manchen Gegensätzen zu Wien war J. jedoch stets weit davon entfernt, eine orléanist. Politik einzuschlagen. Im Lande sehr beliebt, ließ er sich die Förderung von Bodenkultur, Handel und Industrie angelegen sein und war an der Gründung des Ung. Nationalmus. wesentlich beteiligt. Ebenso setzte er sich mit Erfolg für die bauliche Ausgestaltung der Stadt Pest und der Margareteninsel ein. Sein Sohn aus 2. Ehe, Stephan Viktor, folgte ihm 1847/48 in der Würde des Palatins. J. war dreimal vermählt: 1. Alexandrina Pawlowna, Tochter des Zaren Paul (* 9. 8. 1783; † 16. 3. 1801); 2. Hermine, Tochter des Herzoges Viktor Karl Friedrich v. Anhalt-Bernburg-Schaumburg (* 2. 12. 1797; † 14. 9. 1817); 3. Maria Dorothea, Tochter des Herzogs Ludwig Friedrich Alexander v. Württemberg (* 1. 11. 1797; † 30. 3. 1855).
Literatur: S. Domanovszky, József nádor élete (Leben des Palatin J.), 2 Bde., 1944; E. Wertheimer, Geschichte Österr. und Ungarns im ersten Jahrzehnt des 19. Jh., 2 Bde.,1884–90; V. Bibl, Der Zerfall Österr. 1, 1922; H. v. Srbik, Metternich, 3 Bde., 1925–54; H. Schlitter, Aus Österr. Vormärz 3, 1920; E. C. Corti, Metternich und die Frauen 1, 1948; E. Wertheimer, Palatin Erzh. J. Gedanken zur Regenerierung Ungarns und Österr. im Jahre 1810, in: Ung. Revue, 1881, S. 343–56; Wurzbach; ADB 50; Révai 11.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 12, 1962), S. 134