Kalbeck, Max

Kalbeck Max, Ps. Jeremias Deutlich, Musikschriftsteller und Dichter. * Breslau, 4. 1. 1850; † Wien, 4. 5. 1921.

Sohn eines Oberpostkommissars, Vater des Folgenden; stud. zuerst Jus und Phil., 1872–74 in München, wandte er sich der Dichtung zu, widmete sich schließlich nur der Musik und stud. am Konservatorium. 1874 kehrte er nach Breslau zurück und wurde 1875 Musikberichterstatter und Feuilletonist der „Schlesischen Zeitung“ und Dions. Ass. am Schles. Mus. Dann nur mehr bei der „Breslauer Zeitung“, kam K. 1880 nach Wien und auf Empfehlung Hanslicks (s. d.) zur „Wiener Allgemeinen Zeitung“, ging aber schon 1883 zur „Neuen Freien Presse“ und 1886 zum „Neuen Wiener Tagblatt“. Seit 1890 auch Mitarbeiter der Wr. „Montagsrevue“. K.s Hauptbedeutung für das Geistesleben Wiens, das ihm zur zweiten Heimat wurde, lag in den aus dem Geiste des bürgerlichen Liberalismus geflossenen Kritiken. Erfolgreich als formgewandter musikal. inspirierter und inspirierender Lyriker, der dem Formideal der Münchner folgte, wie als Neu-Übersetzer und Bearbeiter der Operndichtungen Mozarts und zahlreicher moderner Opernbücher, war K. doch vor allem Kunstessayist und Kritiker; seine Verehrung für Brahms wie seine Abneigung gegen gewisse antiliberale Tendenzen des modernen Geistes (so bei Nietzsche, bei Wagner u. a.) veranlaßte ihn immer wieder zu kämpfer. Parteinahme. Wohl sein bedeutendstes Werk ist die in acht Halbbänden erschienene monumentale Brahms-Biographie, ein Standardwerk von hohem musikgeschichtlichem Wert, grundlegend für die gesamte spätere Brahms-Forschung.


Literatur: Neues Wr. Tagbl. vom 6. 1. 1910, 2. und 4. 1. 1920, 7. 5. 1921 und 4. 1. 1930; Neues Wr. Journal vom 4. 1. 1920 und 11. 5. 1921; N.Fr.Pr. vom 4. 1. 1920 und 7. 5. 1921; Die Presse vom 8. 1. 1950; N.Wr. Tagesztg. vom 3. 1. 1951; Neue Z. für Musik, Jg. 87, 1920; Biograph. Jb., 1927; Z. für Musik, 1950; W. Beetz, Das Wr. Opernhaus 1869–1945, 1949; R. Holzer, Wr. Vorstadtbühnen, 1951; Abert; Brümmer; Einstein; Kosch, Theaterlex.; Moser; Riemann; Thompson; Giebisch–Pichler–Vancsa; Nagl–Zeidler–Castle, s. Reg.; Otto 13; Révai 11.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 12, 1962), S. 187
geboren in Breslau
gestorben in Wien

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