Sohn eines Wagnermeisters; stud. in Krems (Gymn., Philosoph. Lehranstalt) und St. Pölten (Philosoph.-Theolog. Diözesanlehranstalt), 1853 Priesterweihe. Seit 1856 Seelsorgetätigkeit in Krems als Kooperator und Pfarrprovisor, 1863–68 Prof. an der neugegründeten Oberrealschule Krems, 1869–86 Superior der Strafanstalt in Stein, ab 1892 Benefiziat am Bürgerspital Krems. Bei betont sozialer und karitativer Einstellung (z. B. Hilfe für entlassene Sträflinge) war K.s Wirksamkeit bahnbrechend in der Schaffung der Grundlagen eines eigenständigen polit. Lebens der Katholiken im nördlich der Donau gelegenen Bereich der Diözese St. Pölten um 1870 (Mitbegründer des kath. Kasinos in Krems und zahlreicher Ortsgruppen des Kath.-polit. Volksver., Errichtung einer eigenen Druckerei und eines Spar- und Vorschußver., Schaffung des Kath. Preßver. für die Diözese St. Pölten). Durch die Herausgabe des „Kremser Volksblattes“ (1870 ff.), des „Preßvereinsboten“ (1874 ff.) und des „Kremser Volkskalenders“ (1872 ff.) beeinflußte er stark die öffentliche Meinung. Von geringerer Bedeutung war sein Wirken als Abg. des niederösterr. Landtages für die Landgemeinden des Bezirkes Horn (1870/71) und als Mitgl. des Kremser Gemeinderates (1876–85). K. verfaßte wertvolle Arbeiten auf dem Gebiete der Lokalgeschichte.
Literatur: Niederösterr. Presse vom 6. 3. 1897; Kremser Ztg. vom 7. 3. 1897; A. Kerschbaumer, Consistorialrath J. K., 1897; ders., Kaleidoskop, 1906, S. 49 ff.; H. Engelbrecht, Anton Kerschbaumer, in: Mitt. des Kremser Stadtarchivs, Bd. 2, 1962, S. 137 f.; A. Erdinger, Bibliographie des Clerus der Diöcese St. Pölten von der Gründung derselben bis auf die Gegenwart (1785–1889), 2. Aufl., 1889.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 14, 1964), S. 336f.