Sohn eines Schusters; vierzehnjährig schon Statist, machte er die ersten schauspieler. Versuche an einem Hamburger Liebhabertheater. Nach militär. Diensten, kurzem Stud. und Arbeit bei einem Handelsherrn, ging er zum Theater. Seine ersten Engagements erhielt K. in rascher Aufeinanderfolge in Möllen, Preuß. Minden, 1819 in Lübeck und Stettin, 1820–22 in Bremen bei Pichler, der auch in Münster, Pyrmont und Osnabrück spielte, unternahm seine erste Gastspielreise nach Leipzig, ging dann nach Köln und Würzburg, gastierte bei Carl (s. d.) am kgl. Isarthor-Theater und wurde hier engagiert. Damit setzte sein steiler Aufstieg als Heldendarsteller ein. 1825 ging er mit Carl nach Wien, wo dieser das Theater an der Wien übernahm, und machte von hier aus seine ausgedehnten, oft mehrjährigen Gastspielfahrten, die ihn durch den gesamten deutschsprachigen Raum führten, wo er überall enthusiast. gefeiert und bejubelt wurde. Dazwischen trat er immer mehrere Monate im Theater an der Wien und später auch am Theater in der Josefstadt auf. 1841 gastierte K. mit triumphalem Erfolg am Dt. Hoftheater in St. Petersburg. Der glänzend aussehende, mit einem volltönenden, modulationsfähigen Organ ausgestattete, überaus begabte Heldendarsteller begeisterte in seiner Jugend durch sein stürm. Temperament und sein mitreißendes, impulsives Spiel, dem aber die geistige Durchdringung fehlte. K. war ein nicht entwicklungsfähiger „Naturspieler“, dessen Wirkung mit zunehmendem Alter verblassen mußte. Er war Virtuose, der an einem Abend Franz und Karl Moor darstellte (erstmals 1836 in Zürich), aber kein Künstler. Wie in seinem Spiel fehlte auch in seinem Leben alles Harmon. und Maßvolle, auch hier zeigten sich Ungebundenheit und Regellosigkeit. Maßlosigkeit und Verschwendungssucht förderten den unaufhaltsamen, Mitte der Vierzigerjahre einsetzenden Abstieg. Er fand nur mehr an kleinen Bühnen Engagements, spielte 1857 das letzte Mal in Wien, versuchte im Sommer 1859 in Ried (O.Ö.) noch Gastrollen zu geben, versagte aber und starb zuletzt völlig verarmt in einem Wr. Spital. 1825 heiratete K. die Tragödin Sophie Schröder, die Ehe dauerte aber nur kurze Zeit.
Literatur: N. Fr. Pr. vom 17. und 22. 11. 1909; Der Adler, Jg. 1840, S. 173 ff.; Bühne und Welt, Jg. 12, 1910; Dt. Bühnenalmanach, 1860, S. 167 ff.; Biographie des dt. Schauspielers W. K., 1839; W. K.s, des Mimen Lebensereignisse und Leistung auf der dt. Bühne, beschrieben von F. Menk, 1840; W. A. Lieboldt, W. K. und seine bisherigen Beziehungen zur dt. Schaubühne, 1841; F. J. Frh. v. Reden-Esbeck, Dt. Bühnen-Lex., 1879; Eisenberg; O. G. Flüggen, Biograph. Bühnenlex. der dt. Theater, 1892; Kosch, Theaterlex.; Allg. Theaterlex., 1841; Rigaer Theaterlex., 1890; Katalog der Porträt-Smlg., 1892; Wurzbach; ADB; H. Anschütz, Erinnerungen aus dessen Leben und Wirken, 1866, S. 384 f.; C. L. Costenoble, Aus dem Burgtheater, 2 Bde., 1889; A. Klingemann, Kunst und Natur, Bd. 3, 1828, S. 198 ff.; H. Meynert, Herbstblüten aus Wien, 1832, S. 75 ff.; O. Rommel, Die Alt-Wr. Volkskomödie, 1952.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 19, 1968), S. 356f.