Bruder des Vorigen, Schwager der Sozialarbeiterin Anna v. L. (s. d.); begann seine Laufbahn als Korrespondent und Kassier bei einer Wr. Bankfa. 1842 trat er als Beamter in den Dienst der damaligen privilegierten österr. Nationalbank. Auf Grund seiner bedeutenden Sprachenkenntnisse wurde er wiederholt zu ausländ. Notenbanken entsandt, wobei er u. a. Edelmetall für den Metallschatz des österr. Noteninst. besorgte. 1854 erfolgte seine Ernennung zum 2. Sekretär und 1857 zum Gen.Sekretär der privilegierten österr. Nationalbank. Unter seiner hervorragenden Mitwirkung kam 1863 die Plenersche Bankakte zustande, wodurch das österr. Noteninst. zu einem der modernsten in Europa wurde. Als die große Spekulationskrise im Jahre 1873 ausbrach, gelang es L., seine Bank ohne Verluste über diese Zeit hinwegzubringen, da er, trotz des Verlangens maßgebender Kreise, niemals Geld zu Effektentransaktionen zur Verfügung stellte. Zu seinen bedeutendsten Leistungen gehört die Erwerbung des Goldschatzes der Bank. Seinem Einfluß gelang es, eine Änderung der Gesetzgebung zu erwirken, die als Notendeckung nur Silber anerkannt hatte. Als nach der Einführung des Dualismus die privilegierte österr. Nationalbank 1878 in die Österr.-ung. Bank umgewandelt wurde, war es sein Verdienst, daß die Erhaltung der Einheit des Inst. sowie der Währung gegen den starken Widerstand in Ungarn und zum Teil auch in Österr. selbst gelingen konnte. Gegen alle Erwartung ernannte ihn der K. nicht zum 1. Gouverneur der Österr.-ung. Bank, da er sich das Mißfallen der Ungarn zugezogen hatte. Er mußte sich mit der Stelle des österr. Vizegouverneurs begnügen, die er noch bis 1891 bekleidete. 1892 war er in seiner Eigenschaft als währungspolit. Fachmann Mitgl. der Komm. für die Wiederherstellung der Valuta und trug durch sein Gutachten wesentlich dazu bei, daß in Österr.-Ungarn die Goldwährung zur Einführung kam. In zahlreichen Zeitungsartikeln trat L., dessen Name mit einer der wichtigsten Epochen in der Wirtschaftsgeschichte der Monarchie verknüpft war, auch in späteren Jahren für die Unabhängigkeit des Noteninst. ein, die infolge der polit. Verhältnisse wiederholt bedroht war.
Literatur: N. Fr. Pr. vom 1. und 2. 10. 1900; Biograph. Jb., 1903; S. Preßburger, Österr. Notenbank 1816–1966, 1966.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 24, 1971), S. 339f.