Wurde wie seine drei Brüder kath. Priester. Als Prof. für Phil. am röm.-kath. Lyzeum in Schwyz war er, durch Brentanos (s. d.) Trennung von der Kirche aufgeschreckt, zu gleichen Ergebnissen wie dieser gekommen. 1875 erhielt er durch Brentanos Vermittlung eine Prof. für Phil. an der Univ. Czernowitz, von wo er 1885 an die Dt. Univ. Prag berufen wurde. In Prag übte M., in engster Verbindung mit Brentano, eine tiefgehende Wirkung aus und begründete einen bedeutenden Zweig der Brentanoschule. Seine Schüler waren neben O. Krause (s. d.) Kastil (s. d.), Utitz und Bergmann. Außer Werfel (in dessen frühen Versen er in Erscheinung tritt) waren auch F. Kafka (s. d.) und Brod von ihm beeinflußt. An der Univ. arbeitete M. eng mit dem kath. Pädagogen und Philosophen Willmann zusammen, mit dem ihn die Verehrung für Aristoteles und Bolzano (s. d.) verband. Bolzano an sich stand M., trotz Widerspruches von Brentano, sehr nahe. Auch für die Gegenstandsphil. des Grazer Philosophen Meinong hatte er im Widerstreit mit Brentano Verständnis, während er Husserls (s. d.) Phänomenol. ablehnte. Seine bedeutendste philosoph. Leistung liegt in der Sprachphil. M.s Theorien über den Sprachursprung und sein Begriff der inneren Sprachform sind nicht nur für die Linguistik, sondern auch für die Sprachkritik, für die Erkenntnistheorie und Logik von grundlegender Bedeutung. 1900 korr. Mitgl. der Akad. der Wiss. in Wien.
Literatur: Dt. Arbeit, Jg. 14, 1914/15, S. 356 ff.; Almanach Wien, 1915; O. Kraus, Einleitung zu: A. M., Ges. Schriften, Bd. 1, hrsg. von O. Kraus . . ., 1916; Eisler; Enc. Fil.; Ziegenfuß; Kosch, Das kath. Deutschland; Wer ist’s? 1905–14; Schweizer Lex., Bd. 5, 1947; Masaryk; L. Landgrebe, Martys Sprachphil., 1934; H. Cysarz, Dt. Phil. im Prager Raum seit B. Bolzano, in: Bohemia. Jb. des Collegium Carolinum, 1968, S. 255; O. Kraus, Selbstdarstellung, 1929; E. Utitz, Erinnerungen an F. Brentano, in: Wiss. Z. der Univ. Halle, 1954, S. 73 ff.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 27, 1974), S. 119f.