Müller, Otto
Urenkel des Kupferstechers Johann G. v. M., Sohn eines Generaldir. der Kronstädter Berg- und Hüttenwerke; stud. 1876–78 an der Univ. Wien Jus. 1876 und 1877 hatte er bei Studentenaufführungen solchen Erfolg, daß er das Stud. abbrach und die Schauspielschule des Wr. Konservatoriums besuchte. Bereits 1878–82 errang er am Leipziger Stadttheater als trag. Held aber auch in Dialektrollen große Erfolge. 1882 wurde er als 1. trag. Held nach Lübeck engagiert, 1883–94 an das neugegründete Dt. Theater in Berlin verpflichtet, wo er als Teilheim debut. und bis 1894 als Vertreter des 1. Heldenfaches wirkte. Neben klass. Rollen war der Pfarrer Hell eine seiner Glanzleistungen. 1894–99 spielte er am Berliner Theater, 1899–1907 wieder am Dt. Theater, 1907–21 am Staatlichen Schauspielhaus. M. betätigte sich auch als Schriftsteller und schrieb vor allem Gedichte und humorist. Skizzen. Schon seit seiner Studentenzeit war er Mitarbeiter der „Fliegenden Blätter“, für die er vorwiegend Gedichte verfaßte. Ab 1888 war er mit der Schauspielerin Theresina Gessner verheiratet.
Werke: Wo ich war und was ich sah (Reiseskizzen), 1896; Scherzgedichte, 1899; Aus meinem Reimstübl, 1908; Ins Wunderland der Neuen Welt, 1914; Lottchen oder des Säuglings Tagebuch, 1925. Hauptrollen: Tellheim (G. E. Lessing, Minna v. Barnhelm); Hell (L. Anzengruber, Der Pfarrer v. Kirchfeld); Grillhofer (ders., Der G’wissenswurm); Max Piccolomini, Wallenstein (F. v. Schiller, Wallenstein); Ferdinand (ders., Kabale und Liebe); Posa (ders., Don Carlos); Clavigo (J. W. v. Goethe, Clavigo); Egmont (ders., Egmont); Tasso (ders., Torquato Tasso); Faust (ders., Faust); Hamlet (W. Shakespeare, Hamlet); Othello (ders., Othello); Coriolan (ders., Coriolan); Cyrano (E. Rostand, Cyrano v. Bergerac); etc.
Literatur: Tagespost (Graz) vom 21. 2. 1934; Dt. Bühnenjb., 1935, S. 53 f.; Bühne und Welt, Jg. 1, 1898/99, Jg. 5, 1902/03; Brümmer; Deutschlands, Österr.-Ungarns und der Schweiz Künstler, Gelehrte und Schriftsteller in Wort und Bild, 3. Ausg., 1911; Eisenberg; O. G. Flüggen, Biograph. Bühnenlex. der dt. Theater, 1892; Giebisch–Gugitz; Giebisch–Pichler–Vancsa; Kosch, Theaterlex.
Autor: (E. Marktl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 30, 1975), S. 424