Aus einer alten Familie der Brianza stammend, stud. er an den Univ. Pavia, Graz, Prag, Brünn, Wien und Pest Jus. 1834 Dr. jur. N. widmete sich insbes. der Wirtschaftsstatistik, wobei er durch sein Buch „Del vario grado d’importanza degli stati odierni“, 1841, bekannt wurde. 1843 wurde er Prof. der polit.-jurid. Wiss. an der Univ. Padua. Bei Ausbruch der Unruhen von 1848 organisierte N. das Univ.Baon., die Nationalgarde von Padua und das Verteidigungskomitee und wurde mit verschiedenen Missionen betraut. Er feuerte die Dalmatiner zum Aufstand an und setzte sich mit L. Kossuth (s. d.) in Verbindung. Im März 1848 wurde er wieder Vorsitzender des polit.-jurid. Lehrganges, wobei er das Stud. der österr. Geschichte durch jenes der italien. ersetzte. Er begab sich dann nach Rom, wo er mit Pius IX. in persönlichen Kontakt trat. Inzwischen wurde ihm der Lehrstuhl in Padua entzogen, die Amnestie verweigert und seine Güter sequestriert. N. ging ins Exil nach Turin, wo er aufgrund seiner Verdienste als korr. Mitgl. der Akad. der Wiss. aufgenommen wurde. Auf Wunsch Giobertis wurde N. im November 1848 zum Präs. der Univ. Turin und später zum Gen.-Sekretär der Konsularabt. im Außenmin. ernannt. Wie Gioberti befürwortete auch er einen italien. Staatenbund und entwarf dazu ein Statut. Er unterbrach seine publizist. Tätigkeit und widmete sich ganz seinen amtlichen Aufgaben. Er begründete ein konsular. Bulletin und beteiligte sich an der Ausarbeitung eines konsular. Reglements. Ab 1859 unternahm N. im Auftrag der Regierung zahlreiche Reisen in die Mittelmeerstaaten zum Abschluß von Handelsverträgen. Er trat für die Errichtung von Handelskolonien durch das Königreich Sardinien (später Italien) ein, vor allem an den Küsten des Roten Meeres und Ostafrikas und an der Kongomündung. Er befürwortete daher Expeditionen an die afrikan. Küsten, war ein eifriger Förderer der Reise der Fregatte „Magenta“ (1866–68), deren Kapitän den ersten Handelsvertrag des Königreichs Italien mit Japan und China unterzeichnete (beides 1866), und war gem. mit G. Bove Verfechter einer Nordpolexpedition. 1867 gründete N. in Florenz die Società geografica italiana, deren Präs. er vier Jahre war. 1873 wurde er Konsul in Hamburg. Er vertrat Italien bei den in Brüssel 1876 und 1877 stattfindenden Geograph. Konferenzen und beteiligte sich 1879 am internationalen Panama-Kongreß, 1884 am Berliner Kongreß. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. 1882 Baron, 1890 Senator des Königreichs, korr. Mitgl. der Royal Geographical Society.
Werke: Della potenza proporzionale degli stati europei sui mari e sulle colonie, 1840; Del vario grado di importanza degli stati odierni, 1841; La grandezza italiana – studi, confronti, desideri, 1864; La storia antica restituita a verità e raffrontata alla moderna, 1865; La storia politica dell’antichità paragonata alla moderna, 3 Bde., 1866–67; Relazione prima della commissione sullo stato del materiale e sulla amministrazione della r. Marina, 1867; Scritti vari, 1867; Due mesi di escursione sulle coste belgiche, olandesi e germaniche, 1871; Conferenza sul taglio dell’istmo di Panama, in: Bollettino della società geografica italiana, Ser. 2, Bd. 4, 1879, H. 7; Idea sommaria di una spedizione antartica italiana, gem. mit G. Bove, ebenda, Ser. 2, Bd. 5, 1880, H. 4; I passati viaggi antartici e l’ideata spedizione italiana, ebenda, Ser. 2, Bd. 5, 1880, H 6.
Literatur: L’Illustrazione Italiana vom 23. 2. 1896 und 2. 6. 1901; Archivio storico italiano, Ser. 3, Bd. 3, Tl. 1, 1866, S. 123 ff.; Bollettino della società geografica italiana, Ser. 2, Bd. 4, 1879, H. 2, S. 44 f., Ser. 3, Bd. 2, 1889, H. 7, S. 251 ff., Bd. 9, 1896, H. 3, S. 81; Memorie della r. Accad. di scienze di Torino, Ser. 2, Bd. 47, 1897; Memorie della i. r. Accad. di scienze, lettere ed arti degli Agiati in Rovereto, 1901; A. de Gubernatis, Dizionario biografico degli scrittori contemporanei, 1879; ders., Piccolo dizionario degli italiani viventi, 1895; Wurzbach; G. Garollo, Dizionario biografico universale, Bd. 2, 1907; Enc. It.; Grande dizionario enciclopedico, Bd. 13, 1970; Pagliaini.
Autor: (D. Giglio)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 31, 1976), S. 57f.