Neustädter-Stürmer, Odo

Neustädter-Stürmer Odo, Politiker. * Laibach, 3. 11. 1885; † Hinterbrühl (NÖ), 19. 3. 1938 (Selbstmord).

1919 Namensänderung aus Gozani; Sohn eines Verwaltungsbeamten; absolv. das Theresianum in Wien, stud. 1905–09 an der Univ. Wien Jus und war ab 1912 im Dienst der Statthalterei Küstenland, ab 1919 im Dienst der oberösterr. Landesregierung. Ab 1923 war er Leiter der Bez.Hauptmannschaft Braunau a. Inn; im Rahmen von Anschlußgesprächen zwischen Rieder und bayer. Politikern 1921 war N.-S. als Regierungskommissar für den Anschluß der Bezirke Ried, Schärding, Braunau vorgesehen. 1923 kehrte er zur Landesregierung in Linz zurück, 1931 wurde er als Abg. des Heimatblocks (Heimwehr) in den Nationalrat berufen. Nach seiner Tätigkeit als Staatssekretär für Arbeitsdienst, Arbeitsbeschaffung, Fremdenverkehr und techn. Angelegenheiten des Straßenverkehrs (10. 5. 1933–16. 2. 1934) setzte N.-S. als Bundesmin. für Soziale Fürsorge (16. 2.–17. 10. 1935, von 10. 9. 1934–17. 10. 1935 auch beauftragt mit der sachlichen Leitung der die Gesetzgebung über die berufsständ. Neuordnung vorbereitenden Tätigkeit der Bundesmin.) nach Zerschlagung der sozialdemokrat. und kommunist. Arbeiterorganisationen auch gegen den Widerstand der christlichen Gewerkschafter die Errichtung der staatlichen Einheitsgewerkschaft durch. Entsprechend seinem „ständestaatlichen Purismus“ erschien ihm dies als Übergangslösung bis zu einer Integrierung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern in ein und derselben Organisation nach italien.-faschist. Muster. Beim nationalsozialist. Putschversuch von 1934 verhandelte N.-S. für die Regierung mit den im Bundeskanzleramt eingeschlossenen Putschisten. Februar bis November 1936 war er österr. Gesandter in Budapest, 6. 11. 1936–20. 3. 1937 Bundesmin. für Sicherheitswesen und Vorbereitung der berufsständ. Neuordnung. Er engagierte sich nach dem Juli-Abkommen 1936 für die Bestrebungen, Dt.Nationalen und Nationalsozialisten innerhalb des Schuschnigg-Regimes eine legale Aktionsbasis einzuräumen.


Werke: Die berufsständ. Gesetzgebung in Österr., 1936.
Literatur: O. Knauer, Österr. Männer des öff. Lebens von 1848 bis heute, 1960; Knauer; W. Kosch, Biograph. Staatshdb., Bd. 2, 1963; Wer ist wer?; Gotha, Frh., 1941; W. Rosar, Dt. Gemeinschaft. Seyss-Inquart und der Anschluß, 1971, s. Reg.; A. Pelinka, Stand oder Klasse? Die Christliche Arbeiterbewegung Österr. 1933–38, 1972, s. Reg.; H. Slapnicka, Von Hauser bis Eigruber. Eine Zeitgeschichte OÖ., Bd. 1, 1974; G. Jagschitz–A. Baubin, Der Putsch. Die Nationalsozialisten im Juli 1934 in Österr., 1974; Allg. Verw. ¿., ¿¿, beide Wien; Oberösterr. Landesarchiv, Linz.
Autor: (A. Staudinger)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 32, 1976), S. 105f.
geboren in Ljubljana
gestorben in Hinterbrühl

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