Sohn eines Militärarztes; praktizierte, nach Absolv. der Handelsakad. in Gotha, im Unternehmen seines Großvaters J. Faltis (s. d.) in Trautenau (Trutnov), dann in den USA. 1871 Gesellschafter der 1866 gegründeten und von seinem Bruder Viktor P. geleiteten Böhm. Krumauer Graphitwerke Brüder P. und Graphitbergbau. 1884 errichtete P. in Kienberg, an der Moldau, eine Zellstoffabrik (Moldaumühl Brüder P.), an der seine Brüder Alfons, Viktor, Hugo und Anton P. beteiligt waren. Ab 1895 war P. Alleininhaber der Fa., welche in Wien, Prag, Budapest, Berlin, Hamburg und London Niederlagen hatte. 1895 erfolgte die zusätzliche Aufstellung von zwei Zylinderpapiermaschinen, 1896 die Inbetriebnahme einer Langsiebpapiermaschine zur Erzeugung weißer, färbiger und bedruckter Sulfit- und Seidenpapiere sowie von Papierservietten, Toiletten- und Packpapier. 1901 wurde eine Holzschleiferei erbaut und die Pappenfabrik E. P. mit einer ausgebauten Wasserkraft von 1500 PS und zwei Großkraftschleifern gegründet, 1904 kam es zur Aufstellung einer Rundsiebkartonmaschine für maschinenglatten und einseitig glatten Karton. 1905 wurde eine Selbstabnahme-Papiermaschine mit elektr. Antrieb (2,20m Arbeitsbreite) aufgestellt. 1911 erfolgte die Errichtung eines Kraftwerkes. Im selben Jahr wurde die Fa. in die Moldaumühl Brüder P., Papier- und Pappenfabriken AG umgewandelt, als deren Präs. P. bis zu seinem Tode fungierte. 1918 hatte die Moldaumühl, welche der zweitgrößte Lieferant von Packpapieren und Pappen in der Monarchie war und deren Produkte vielfach prämiiert wurden, bedeutende soziale Einrichtungen, wie 40 Wohnhäuser, Warenhandlung mit Gewinnausschüttung für die Betriebsangehörigen, Betriebskrankenkasse, Arbeiterunterstützungsfonds, Kino, Bibl. etc. Ab 1885 war P. auch öff. Gesellschafter der Fa. Johann Faltis Erben, Flachsspinnerei in Trautenau, Jungbuch (Mladé Buky) und Liebau i. Schlesien (Lubawka). P. verband initiatives Unternehmertum mit hohem sozialen Verantwortungsbewußtsein. Er wurde vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. 1895 nob.
Literatur: N. Fr. Pr. und Budweiser Ztg. vom 23. 4. 1918; Compass. Finanzielles Jb. für Oesterr.-Ungarn, 1916, 2, S. 733, 1917, 3, S. 360; E. P. † in: Zenlralbl. für die österr.-ung. Papierind. 36, 1918, S. 167 f.; Großind. Österr. 5, S. 15, 44 f.; M. Wollner, Das war unser Kienberg a. d. Moldau, 1968, S. 29 ff.; Mitt. E. Marschner, München, BRD.
Autor: (G. H. Sääf-Norden)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 38, 1981), S. 207