Radimsky, Wenzel
Stud. zunächst in Prag am Polytechnikum, 1855/56 in Pribram (Príbram) Berg- und Hüttenwesen und war danach als Berging. in Böhmen und in der Slowakei tätig. 1859 gründete er gem. mit seinem Bruder, Josef R., die Kohlengewerkschaft Wies (Stmk.). 1871–1884 leitete er als Bergdir. alle von ihm vereinigten Kohlenbergwerke der Umgebung, führte die Modernisierung der maschinellen Einrichtungen durch und erreichte damit eine Steigerung der Gesamtleistung. R. kümmerte sich sehr um soziale Einrichtungen für die Bergleute und errichtete in Pölfing, Brunn und Steyeregg beispielhafte Arbeitersiedlungen. Nach Entdeckung der hallstätt. Tumuli bei Wies (1880) führte er 1882 gem. mit J. Szombathy deren Ausgrabung durch. 1884 lebte er in Wien und beschäftigte sich mit urgeschichtlichen Stud. 1885 übernahm R. die Leitung der Berghauptmannschaft für Bosnien und die Herzegowina in Sarajevo und stand daneben auch der mineralog. und geolog. Abt. des Landesmus. in Sarajevo vor. Er veranlaßte eine umfassende montangeolog. Untersuchung und die Aufnahme sämtlicher Kohlenvorkommen Bosniens und der Herzegowina, sorgte für die urgeschichtlich-archäolog. Durchforschung des Landes, entfaltete eine rege Sammeltätigkeit für das Mus. in Sarajevo und beteiligte sich an der Hrsg. der „Wissenschaftlichen Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina“.
Werke: Ber. über die montanist. Verhältnisse der Sulmthäler in Bezug auf die zu erbauende Ind.-Lokomotiv-Bahn von Leibnitz nach Eibiswald und Schwanberg . . ., 1865; Ber. über die montanist. Verhältnisse und die Mineral-Vorkömmnisse des Sulmthales mit Bezug auf die projectirte Locomotiv-Bahn von Leibnitz nach Eibiswald und Schwanberg, 1868; Das Wieser Bergrevier, in: Z. des berg- u. hüttenmänn. Ver. für Kärnten 7, 1875; Die Insel Pago in Dalmatien und deren Lignit-Vorkommen, in: Berg- und Hüttenmänn. Jb. 25, 1877; Urgeschichtliche Forschungen in der Umgegend von Wies in Mittel-Stmk., 3 Tle., in: Mitth. der Anthropolog. Ges. in Wien 13, 1883, 15, 1885, 18, 1888; Die prähist. Fundstätten, ihre Erforschung und Behandlung mit bes. Rücksicht auf Bosnien und die Herczegovina sowie auf das österr.-ung. Fundgebiet, 1891; Generalber. über die bisherigen Ausgrabungen der röm. Stadt Domavia in Gradina bei Srebrenica, in: Wiss. Mitth. aus Bosnien und der Hercegovina 1, 1893; Die neolith. Station von Butmir b. Sarajevo in Bosnien 1, gem. mit M. Hoernes, 1895; etc.
Literatur: Globus 68, 1895, S. 356; Berghptm. W. R. †, in: Ver.-Mitth. (Beilage zur Oesterr. Z. für Berg- und Hüttenwesen) 14, 1895, S. 126 f.; Mitth. der Anthropolog. Ges. in Wien 26, 1896, S. (1) ff.; W. R., in: Wiss. Mitth. aus Bosnien und der Hercegovina 4, 1896, S. XVIII ff.; Kunst und Kunstchronik 6, 1903, S. 25 f.; M. A. Niegl, Die archäolog. Erforschung der Römerzeit in Österr., in: Denkschriften Wien, phil.-hist. Kl. 141, 1980, S. 243; H. Zapfe, Index Palaeontologicorum Austriae (= Catalogus Fossilium Austriae 15), 1971.
Autor: (L. Jontes)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 39, 1982), S. 375