Sohn eines Uhrmachers; erlernte zunächst das väterliche Handwerk, wurde 1859 als Kadett-Gemeiner zum Feldjägerbaon. 2 nach Mauer b. Wien assentiert. 1864 Lt. Im Feldzug von 1866 war er möglicherweise der einzige österr. Off., der preuß. Boden betrat. 1868–70 absolv. R. die Kriegsschule in Wien. 1874–76 wirkte er im Büro für Kriegsgeschichte in Wien, 1876–79 als Hptm. des Gen.Stabskorps im k. k. Kriegsarchiv in Wien. 1879–89 diente R. als Gen.Stäbler und Truppenoff. 1889 wurde er zum Obst., 1893 zum Kmdt. des IR 8, 1894 zum Kmdt. der 60. Inf.Brig., 1895 zum GM ernannt. Den Höhepunkt seiner militär. Laufbahn bildeten die Ernennung zum Präs. des Militärobergerichts in Wien und zum FML (1898). 1901 i. R. Nach zahlreichen militärwiss. Publ. veröff. R. Stud. auf dem Gebiete der Soziol. und Phil. 1895 Mitgl. des Internationalen Inst. für Soziol. in Paris. Im September 1904 referierte R., der als ein wichtiger Vorläufer der modernen österr. Soziol. gilt, in St. Louis, Mo. (USA), vor dem Weltkongreß der Wiss. über sein soziolog. System. Er starb auf der Heimreise nach Europa.
Werke: Unsere Heeresverhältnisse, 1873; Die takt. Lehren des Krieges 1870/71, 1873; Hdb. für die prakt. Uebungen der Inf.-Waffe, 1874, 4. Aufl.: Die prakt. Uebungen der Inf.-Waffe, 1885; Im Donaureich, 2 Bde., 1877–78; Zur Beleuchtung der Occupation Bosniens und der Hercegovina, in: Organ der Militär-wiss. Ver. 18, 1879; Span. Successionskrieg. Feldzug 1704 (= Feldzüge des Prinzen Eugen v. Savoyen, Ser. 1, 6), 1879; Die Staatswehr. Wiss. Untersuchung der öff. Wehrangelegenheiten, 1881; Moltke und Gambetta, in: Streffleur 23, 1882, Bd. 4; Wesen und Zweck der Politik, 3 Bde., 1893; Die sociolog. Erkenntnis, 1898; Was wollen, was können, was sollen die Dt. im Donaureich?, 1899; Der Positive Monismus und das einheitliche Princip aller Erscheinungen, 1899; Positive Ethik, 1901; Die Kritik des Intellects. Positive Erkenntnistheorie, 1902; Soziol. Positive Lehre von den menschlichen Wechselbeziehungen, hrsg. von E. Ratzenhofer, 1907; etc.
Literatur: Danzer’s Armee-Ztg. vom 22. 12. 1904; FML G. R., in: Die Vedette vom 12. 10. 1904; FML G. R. † in: Militär-Ztg. 59, 1904, S. 317; L. Gumplowicz, La sociologia e G. R., in: Rivista italiana di sociologia 9, 1905, S. 269ff.; Zwei Philosophen der k. u. k. Armee, in: Die Vedette vom 23. 2. 1907; Monist. Taschenkal. 5, 1915 (gewidmet dem Andenken an FML G. R.); Gen. und Philosoph G. R. Zum 100. Geburtstag, in: Militärwiss. Mitt. 73, 1942, Julin.; J. Moeller, G. R., Soldat und Philosoph, in: Wissen und Wehr, 1942, S. 271ff.; Eisler; Ziegenfuß; A. Thiel, Das k. u. k. Militär-Obergericht 1803–1903, 1903, S. 74f.; O. Granzow, G. R. und seine Phil., 1904; R. Schmid, G. R. Sociological Positivism, 1948 (mit Bibliographie); ders., G. R. Sociological Positivism and the Theory of Social Interests, in: An Introduction to the History of Sociol., hrsg. von L. E. Barnes, 1965; Internationales Soziologenlex., 2. Aufl., hrsg. von W. Bernsdorf und H. Knospe, 1, 1980; Ein Gen. im Zwielicht. Die Erinnerungen E. Glaises v. Horstenau, hrsg. von P. Broucek, 1 (= Veröff. der Komm. für neuere Geschichte Österr. 67), 1980, s. Reg.; KA Wien.
Autor: (Ch. Tepperberg)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 40, 1983), S. 434f.