Hieß bis 1899 Johann Walter Rosenzweig. Sohn des Vorigen; stud. fünf Semester an der Univ. Czernowitz und ab 1897 an der Univ. Wien Jus, 1900 Dr. jur. Nach Konzipientenjahren in Salzburg führte R. ab 1907 eine Advokaturskanzlei in Wien und wurde durch einige aufsehenerregende Prozesse (so 1907 als Verteidiger im Prozeß gegen die ruthen. Studenten), jedoch mehr noch durch seine publizist. Tätigkeit bekannt. Mit schonungsloser Kritik, häufig polem., prangerte R. öff. Mißstände, vor allem im Rechtsleben, an und setzte sich in seiner Schrift „Deutschland ist Caliban“ (1934) auch mit dem Nationalsozialismus auseinander. Er veröff. zahlreiche Beitrr. in Z. und Ztg., wie 1920–27 in „Der Morgen“, später in Exilz., u. a. in „Die Sammlung“, „Pariser Tageblatt“ und „Die neue Weltbühne“. Ab 1928 lebte R. in der Schweiz, hauptsächlich in Genf, wo er die Arbeit des Völkerbundes krit. beobachtete, später in Lugano.
Werke: Erot. Literatur, 1912 (Reden); Nationalitätenkampf und polit.Prozess im ehemaligen Österr., 1919; Wien und die Republik, 1920; Gericht überden Obersten Gerichtshof, 1925 (Rede); Österr. fröhliche Agonie ( = Die österr. R. 1), 1926; Justiz, 1929; Frieden und Friedensleute, (1931); Knöpfe und Vögel, (1931); Justiz, Justizleute und Anderes, o. J.; etc.
Literatur: G. Baumgartner, Knirschende Verachtung der Rechtsbarkeit. Ein Plädoyer für den vergessenen Juristen und Schriftsteller W. R., in: Der Falter 8, 1984, n. 17, S. 19; Enc. Jud.; Jb. der Wr. Ges., 1929; Wininger; W. Sternfeld– E. Tiedemann, Dt. Exil-Literatur 1933–45 (= Veröff. der dt. Akad.für Sprache und Dichtung Darmstadt 29 A), 2. Aufl. 1970; K. Tucholsky, Ges. Werke, hrsg. von M. Gerold-Tucholsky und F. J. Raddatz, 7, 1975, S. 96 f.; L. Maas, Hdb. der dt. Exilpresse 1933–45, 1–3, 1976–81, s. Reg.; W. Mittenzwei, Exil in der Schweiz ( = Kunst und Literatur im antifaschist. Exil 1933–45), 1981, s. Reg.; UA Wien.
Autor: (E. Lebensaft)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 43, 1986), S. 195