Roskoff, Georg Gustav

Roskoff Georg Gustav, Theologe und Religionsphilosoph. * Preßburg (Bratislava), 30. 8. 1814; † Obertressen (Stmk.), 20. 10. 1889.

War zunächst Lehrer im Hause der Familie Raday; ab 1839 stud. er evang. Theol. AB an der Univ. Halle a. d. Saale, wo er bei Erdmann der in die Theol. eingegangenen Hegeischen Religionsphil, begegnete, die ihn zeitlebens prägte. 1841 kam er an die evang.-theolog. Lehranstalt in Wien, legte die Fak.Examina ab und wurde 1846 besoldeter Ass. für bibl. Exegese, ein Amt, das gleichbedeutend war mit einer Dozentur. Er suppl. dann die Lehrkanzel und wurde 1850 der erste o. Prof. der alttestamentlichen Exegese und bibl. Archäol. für beide Konfessionen ohne neutestamentlichen Tl. Ab 1861 trug er auch christliche Ethik vor. 1856/57, 1857/58, 1863/64 und 1868/69 Dekan. R. entfaltete bis zu seiner Emer. 1884 eine reiche Tätigkeit in Forschung und Lehre. 1852 Dr. h.c. der Univ. Heidelberg. 1863 Mitgl. des Unterrichtsrates. HR. R.s umfassende theolog. Bildung bezeugt sein fachwiss. bedeutsamstes Werk, „Die hebräischen Alterthümer in Briefen“, 1857. Hier stellt er die alttestamentliche Welt in ihren großen Zusammenhängen von der Sprache bis zur Geschichte und Frömmigkeit, ja sogar bis hin zu den soziolog. Gegebenheiten von Familie und Sippe, dar. In seiner „Geschichte des Teufels“, 2 Bde., 1869, verrät sich am meisten Hegelsches Gedankengut. Auf breiter religionsgeschichtlicher Basis verfolgt er den Dualismus zwischen Gut und Böse bis zum 18. Jh., um dann für das 19. Jh. eine Abnahme dieser widerstreitenden Gedanken zu postulieren.


Werke: Die Simsonsage nach ihrer Entstehung, Form und Bedeutung und der Heraclesmythus, 1860; Zur Erinnerung an . . . G. Porubßky, 1876; Das Ethos der Germanen bei Tacitus, in: Jbb. für protestant. Theol., 1876; Das Religionswesen der rohesten Naturvölker, 1880; Beitrr. in: D. Schenkel, Bibel-Lex., 5 Bde., 1869–75; Abhh. in Z., u. a. in Protestant. Bll. für das evang. Österr.
Literatur: HR Dr. R., in: Evang. Kirchen-Ztg. für Österr. 2, 1885, S. 33 f.; Prof. Dr. G. R. †, ebenda, 6, 1889, S. 335 f.; R. A. Lipsius, D. G. R. †, in: Protestant.Kirchenztg. für das evang. Deutschland 36. 1889, S. 1049 ff.; ADB; RGG 4, 2. Aufl.1930; Wurzbach; Kurze Nachrichten über die k. k. evang.-theolog. Fak. in Wienetc., hrsg. von M. Taufrath, 2. Aufl. 1871, S. 16 f., 44; G. Frank, Die k. k. evang.theolog. Fac. in Wien von ihrer Gründung bis zur Gegenwart, 1871, S. 38, 58 f.; Realenc, für protestant. Theol. und Kirche, hrsg. von A. Hauck, 17, 3. Aufl. 1906, S. 158 f.
Autor: (G. Sauer)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 43, 1986), S. 258
geboren in Pressburg
gestorben in Bad Aussee

Lifeline