Ruben, Christian

Ruben Christian, Maler. * Trier, Rheinland-Pfalz (BRD), 30. 11. 1805; † Wien-Inzersdorf, 8. 7. 1875.

Sohn eines Zeichenlehrers, Vater des Folgenden; war ab 1823 in Düsseldorf Schüler von Cornelius, mit dem er 1826 nach München kam, wo er auch in Verbindung zu Kaulbach trat. In seiner Münchner Zeit war er zunächst als Mitarbeiter, später als selbständiger Künstler bei den großen Bauvorhaben Kg. Ludwig I., u. a. in München und Hohenschwangau, tätig. 1841 erhielt R. eine Berufung nach Prag als Dir. der Kunstakad., die er auch neu organisierte. Hauptsächlich auf Betreiben der gräflichen Familie Thun wurde er 1850 Mitgl. der Komm. zur Reformierung der Akad. der bildenden Künste in Wien. 1852–72 fungierte er als Dir. dieser Anstalt. 1869 Reg.Rat. R.s Wirken in Wien stieß häufig auf Widerstände, die hauptsächlich von dem Kreis um K. Rahl (s. d.) ausgingen. Während seiner Dion. Tätigkeit fand R. weniger Gelegenheit zu eigenem künstler. Schaffen, da seine Kräfte im wesentlichen für Reformversuche bzw. Verwaltungstätigkeit und Unterricht eingesetzt waren. Seine Schüler, von denen aus der Wr. Zeit Laufberger (s. d.) der bekannteste ist, rühmten das gründliche Naturstud., das sie durch R. vermittelt erhielten. Bes. hervorzuheben ist seine Mitarbeit an den Miniaturen des von der Akad. 1854 als Hochzeitsgeschenk überreichten Gebetbuches für Kn. Elisabeth (s. d.), dem „Kleinen Offizium der allerseligsten Jungfrau Maria“, und an dem „Missale Romanum“, das K. Franz Joseph (s. d.) 1868 Papst Pius IX. verehrte. Diese Gemeinschaftswerke der Prof. der Wr. Akad. zeigen in erstaunlicher Weise ein Zurückdrängen des individuellen Stils zugunsten einer einheitlichen spätromant. Sakralkunst.


Werke: Abendgebet auf dem See (Ave Maria), 1835 (Öl, davon zahlreiche Lithographien und Stiche); Anbetung der Hirten, Bergpredigt, Szenen aus dem Leben des Hl. Stefan (alle Glasfenster, alle Dom, Regensburg); Marienkrönung, Evangelisten, Kreuzigung, Adam und Eva (alle Glasfenster, alle Marienkirche, München-Au); Szenen aus dem Frauenleben des Mittelalters (Fresken, Burg Hohenschwangau, Bayern); Untergang der Hussiten. Schlacht bei Lipan 1634 (Österr. Galerie, Wien); Radetzkydenkmal (Entwurf für Prag); Szenen aus der böhm. Geschichte, gem. mit K. Swoboda und M. Trenkwald (Fresken, Belvedere, Prag); Columbus im Augenblicke, da er die neue Welt erblickt; religiöse Stimmungsbilder; etc.
Literatur: Tagespost (Graz) vom 13. 11. 1858; R. Perger, Die Gründung des Ver. für Landeskde. von NÖ – Folge eines Konflikts?, in: Jb. für Landeskde, von NO, NF 53, 1987, S. 117, 119 f., 129, 132, 152, 156 ff.; ADB (s. R. Christoph Christian); Bénézit; Kosch, Kath. Deutschland; Seubert; Thieme– Becker; Wurzbach; M. Bryan, Dictionary of Painters and Engravers . . . 2, 1889; F. v. Boetticher, Malerwerke des 19. Jh. 2/1, 1898; W. Wagner, Die Geschichte der Akad. der bildenden Künste in Wien ( = Veröff. der Akad. der bildenden Künste in Wien, NF 1), 1967, s. Reg.; H. Fuchs, Die österr. Maler des 19. Jh. 3, 1973, Erg.Bd. 2, 1979; E. Springer, Geschichte und Kulturleben der Wr. Ringstr. ( = Die Wr. Ringstr. 2), 1979, s. Reg.; W. Kitlitschka, Die Malerei der Wr. Ringstr. ( = Die Wr. Ringstr. 10), 1981, s. Reg.
Autor: (E. Springer)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 44, 1987), S. 308
geboren in Trier
gestorben in Wien
wirkte in Hohenschwangau
wirkte in München
war Student Kunstakademie Düsseldorf 1823-1825
war Student Akademie der Bildenden Künste München 1826
war Direktor Akademie der bildenden Künste Prag 1841
war Mitglied Kommission zur Reformierung der Akademie der bildenden Künste Wien 1850
war Direktor Akademie der bildenden Künste Wien 1852-1872

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