Sohn des Schauspielers und Gesangskomikers Carl M. R. (s. Koch Carl M.); stud. 1874–78 am Konservatorium der Ges. der Musikfreunde in Wien Orgel bei Bruckner (s. d.), Klavier bei L. Landskron, Harmonielehre bei Graedener und Kontrapunkt bei F. Krenn (beide s. d.); gleichzeitig war er Organist an der Wr. Piaristenkirche. Versuche, eine Anstellung zu finden, die von seinem Lehrer und Freund Bruckner sehr unterstützt wurden, blieben erfolglos, sodaß sich R. mit Privatlektionen in Klavier und in Musiktheorie seinen Lebensunterhalt verdienen mußte. Die Stelle als Musikdir. der Chorvereinigung Concordia in Mülhausen (Mulhouse) nahm er nicht an, da er Wien nicht verlassen wollte. Als eine längst latent vorhandene Geisteskrankheit zum Ausbruch kam, mußte er im Frühjahr 1881 in eine Irrenanstalt eingeliefert werden. R. war, wie Bruckner bezeugte, ein ungewöhnlich starkes musikal. Talent. Zu seinem engsten Freundeskreis zählte auch Mahler (s. d.), der R.s kompositor. Können überaus schätzte und in seinem eigenen Schaffen namentlich von dessen l. Symphonie beeinflußt wurde. R.s kompositor. Œuvre, stilist. dem Umfeld Wagners zugehörig, wurde von ihm im Wahnsinn z. Tl. (z. B. ein Streichsextett) vernichtet.
Werke: Symphonie, E-Dur, 1878–80; Chöre; Lieder; Orchesterstücke; Streichquartett; Streichquintett; zahlreiche Skizzen und unvollende Werke. Nachlaß, Musiksmlg., Österr. Nationalbibl., Wien.
Literatur: M. Loehr, H. R., der Lieblingsschüler A. Bruckners, in: Lebendige Stadt. Literar. Almanach, 1958, S. 16 ff.; Grove, 1980; C. Hruby, Meine Erinnerungen an A. Bruckner, 1901, S. 12 f.; A. Bruckner, Ges. Briefe, NF, hrsg. von M. Auer, 1924, S. 143 f.; A. Göllerich–M.Z Auer, A. Bruckner 2/1, 1928, S. 263, 4/1, 1936, S. 428, 446 ff., 4/2, 1936, S. 131; L. Nowak, Die Kompositionen und Skizzen von H. R. in der Musiksmlg. der Österr. Nationalbibl., in: Beitrr. zur Musikdokumentation. F. Grasberger zum 60. Geburtstag, hrsg. von G. Brosche, 1975, S. 273 ff.; H.-L. de La Grange, G. Mahler 1, (1979), s. Reg.; N. Bauer-Lechner, Recollections of G. Mahler, hrsg. von P. Franklin, 1980, s. Reg.
Autor: (I. Fuchs)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 44, 1987), S. 291f.