Vater des Vorigen; erlernte 1781–84 in Padua bei Cerato vor allem die Grundbegriffe der Architektur; ging dann nach Venedig und wurde Schüler und Gehilfe Fossatis. 1790 wurde er Mitgl. der Akad. der schönen Künste und zugleich Doz. für perspektiv. Architektur. 1785–94 schuf S. für die Theater S. Samuele und S. Moisè in Venedig zahlreiche Bühnenbilder. 1794–1814 arbeitete er in Wien als Ass. von J. Platzer, bis 1810 auch als Hofarchitekt. Unterstützt von seinem Bruder Vincenzo S., entfaltete er als Bühnenbildner und Dekorateur an beiden Hoftheatern eine rege Tätigkeit. 1814 ging er mit seinem Sohn Antonio nach Brünn (Brno), um den Redoutensaal sowie die anschließenden Räume mit Fresken auszustatten, und wurde von Korntheuer (s. d.) als Bühnenbildner fest engagiert. Ab 1817 wirkte er am Ständ. Theater in Prag. Seine bes. Neigung zur Landschaftsszenerie, die er mit seinem Sohn teilte, führte S. weg von den imposanten Formen der barocken Tradition, wodurch er das Aufkommen eines naturalist. Stiles vorbereitete. Zum dominierenden Rokoko treten klassizist. Züge, vor allem im architekton. Aufbau und in der perspektiv. Strenge des Bühnenbildes. Manchmal machen sich vorromant. Züge bemerkbar, vor allem bei der Ausstattung von Landschaftsszenen. S. zeigt die hohen Qualitäten der venezian. Tradition und große Sensibilität bei Lichteffekten, vor allem bei seinen strahlenden Bühnenhintergründen, wo Hell-Dunkel-Effekte gerade nur angedeutet sind. Er gilt als einer der ausdrucksstärksten Vertreter der Theatermalerei um die Wende des 18. zum 19. Jh., der bereits vom Geist des beginnenden 19. Jh. beseelt war. Sein Sohn Antonio und K. Brioschi (s. d.) wurden in ihren Arbeiten entscheidend von ihm beeinflußt. S.s Cousin, Angelo S. d. Ä. (1766–1843), Architekt und Wasserbautechniker, erwarb sich vor allem um die Regulierung der Flüsse Brenta, Piave und Livenza Verdienste.
Werke: Fresken, gem. mit A. Sacchetti, 1814–17 (Redoutensaal, Brünn); Panoramen; Hochaltar, gem. mit D. Fossati (Kirche S. Barnabà, Venedig); Lithographien; Ölgemälde; Skizzen und Entwürfe für Bühnenbilder (Akad. der bildenden Künste, Graph. Smlg. Albertina, Hist. Mus. der Stadt Wien, Theatersmlg. der Österr. Nationalbibl., alle Wien); etc. – Bühnenbilder: A. Salieri, Palmira, regina di Persia; G. Niccolini, Coriolano; W. A. Mozart, Die Zauberflöte; ders., Titus; zu Melodramen u. a. von L. Caruso, G. Sarti, F. Bianchi, P. Anfossi, F. Robuschi, F. Gardi; etc. – Publ.: Faßlicher Unterricht in den Anfangsgründen der Theater-Mahlerei, 1830, 2. Aufl. 1834; etc. – Angelo S.: Palazzi Vigodarzere und A. Morosini, Restaurierung des Palazzo Da Rio (alle Padua); Flußregulierungen; etc. – Publ.: Abhh. über architekton., techn. und mathemat. Fragen.
Literatur: B. Indra, Opavští malíri první a druhé tretiny 19. století, in: Casopis Slezského Muz., Ser. B, 1981, S. 164; Comanducci; Enc. dello spettacolo; Nagler; Thieme-Becker; Toman; Wurzbach; H. Egger, Architekton. Handzeichnungen alter Meister 1, (1911), S. 15; H. Tintelnot, Barocktheater und barocke Kunst, 1939, S. 101, 109 f., 299; J. Scholz – A. Hyatt-Mayor, Baroque and romantic Stage Design, 1950, S. 16f.; L. Servolini, Dizionario illustrato degli incisori italiani moderni e contemporanei, 1955; H. M. Filip, Die Bühnenbildner der Familie S., phil. Diss. Wien, 1965; Dizionario Enc. Bolaffi dei Pittori e degli Incisori Italiani, 1975; Enc. Bompiani, Arte, 1984. – Angelo S.: Thieme-Becker; Wurzbach (s. unter Sacchetti Lorenzo); N. Pietrucci, Biografia degli artisti padovani, 1858; Padova. Case e palazzi ( = Padova 3, hrsg. von L. Puppi und F. Zuliani), 1977, s. Reg.
Autor: (G. E. Ferrari)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 44, 1987), S. 365f.