Sohn eines Fleischhauers; stud. 1904–07 Maschinenbau an der Techn. Hochschule Graz, ab 1908 Elektrotechnik an der Techn. Hochschule Brünn (1909 II. Staatsprüfung). Bereits während des Stud. beschäftigte sich S. mit Flugproblemen und baute gem. mit Mickl 1906 einen Drachenflieger, der von einem Auto geschleppt wurde. Als Begleiter von Hieronimus bei Automobilrennen lernte er die Flugzeugbauer Wright, Farman und Voisin kennen. 1909 kaufte er einen Wright-Doppeldecker und unternahm 1910 die ersten Motorflüge in Kärnten. Anschließend folgten Schauflüge in Graz, Görz, Spittal a. d. Drau, Prag, Lemberg (L’viv) und Wels. 1911 wurde S. Chefkonstrukteur und Chefpilot bei den Österr.-ung. Autoplanwerken in Wr. Neustadt, wo er den Warchalowski-Doppeldecker und ein kleineres Modell konstruierte. Im selben Jahr führte S. den ersten Nachtflug der Welt durch und gewann als einziger angekommener Teilnehmer den Rundflug über 345 km durch NÖ. Im Auftrag der Fa. war er in Frankreich bei Nieuport, 1913 übernahm er die Leitung der Union-Flugzeugwerke in Teltow bei Berlin. S. baute einen neuen UnionPfeilflieger, mit dem er acht Höhenweltrekorde aufstellte. Im selben Jahr schied er aus der Fa. aus und veranstaltete mit Fokker zahlreiche Schauflüge in Deutschland. Im Ersten Weltkrieg rückte S. 1914 freiwillig als Marineflieger in Kiel ein, wurde jedoch bereits im Frühjahr 1915 vom dt. Reichsmarineamt mit dem Auftrag, ein zweisitziges Seeflugzeug zu konstruieren, beurlaubt. S. gründete 1916 mit dem Bankier Molling die S.-Flugzeug GesmbH., Berlin, und kaufte die Goetzewerke auf, in denen bereits seine Flugzeuge gebaut worden waren. Neben Seeflugzeugen entwickelte er auch Landflugzeuge. Nach dem Krieg baute S. das erste zivile Kabinenflugzeug, organisierte in Dänemark den Dansk Luftexpress und gründete 1920 die Lloyd Luftverkehr S. GesmbH mit eigenen Flugzeugen. Im selben Jahr flog er mit seinem Flugzeug über der Scheldemündung in Holland die erste große Luftbildvermessung der Welt. Nach 1922 beschäftigte sich S. mit der Konstruktion von Kleinautomobilen, Motoren für landwirtschaftliche Geräte und Bootsmotoren.
Literatur: Die S.-Flugzeuge, in: Flugsport 11, 1919, S. 354 ff.; H. Seehase, Beitr. zur Förderung des Baues von Verkehrsflugzeugen, ebenda, 12, 1920, S. 133 ff.; ders., Neuerungen im Luftverkehr, ebenda, 12, 1920, S. 447 ff.; Das 20 PS-S.-Sportflugzeug, ebenda, 12, 1920, S. 449 ff.; F. Sablatnig, J. S. – Ein Pionier der Luftfahrt und seine Zeit, in: Carinthia I, 156, 1966, S. 713ff.; W. Wagner, Dr. phil. J. S.: Flugzeugkonstrukteur und Testpilot, in: Aerokurier 23, 1979, S. 1459ff.,1617ff., 24, 1980. S. 111f., 229ff.; H. Loew, Österr. Pioniere der Luftfahrt, (1953), S. 134ff.; P. Supf, Das Buch der dt. Fluggeschichte 1, 2. Aufl. (1956), s. Reg.; B. Lange, Das Buch der dt. Luftfahrttechnik 1, 1970, S. 98; K. W. Streit – J. W. Taylor,Geschichte der Luftfahrt, (1975), S. 99f.; R. Keimel, Österr. Luftfahrzeuge, 1981, s. Reg.
Autor: (R. Keimel)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 44, 1987), S. 362