Sohn des Lehrers Joseph S. (1758–1835), von dem er ersten Musikunterricht erhielt; kam als Sängerknabe an die St. Mauritzkirche in Olmütz (Olomouc), wo er 1811–13 das Gymn. besuchte und ab 1812 als Geiger im Orchester der Kasinoges, tätig war. 1813/14 stud. S. an der Univ. Wien Phil., das von ihm selbst behauptete mehrjährige Jusstud. ist nicht nachweisbar. 1817–22 war er bei einem Wr. Advokaten beschäftigt. 1814 lernte S. zufällig Beethoven (s. d.) kennen, wurde aber frühestens 1819, wahrscheinlich erst im Dezember 1820 in dessen engeren Kreis als „unbezahlter Sekretär“ aufgenommen. Frühere Eintragungen S.s in den Konversationshe. des ertaubenden Komponisten sind
– wie auch einige spätere – als Fälschungen aus späterer Zeit erkannt. Bis auf einen totalen Beziehungsabbruch von Mai 1824 bis Dezember 1826 war S. „Faktotum“Beethovens. 1822 wandte er sich mit der Übernahme des Postens eines 1. Geigers und Dirigenten am Wr. Josefstädter Theater ganz der Musik zu. 1825 wurde er Dirigent am Wr. Kärntnertortheater, im September 1827 ging er (vermutlich als Privatlehrer) nach Pest (Budapest) und kehrte im Frühjahr 1829 als Lehrer der Ästhetik am Gesangsinst. des Kärntnertortheaters nach Wien zurück. 1831 übersiedelte er als Musikdir. nach Münster, 1835–40 war er in derselben Funktion sowie als Privatlehrer in Aachen tätig. S. unternahm 1841–43 Reisen nach Paris und Berlin und wirkte ab 1842 wieder in Münster, ab 1848 in Frankfurt a. Main, schließlich ab 1856 in Bockenheim als Musiklehrer und -schriftsteller. S.s, der sich als alleinigen Exegeten Beethovens sah, Hauptwerk ist die 1840 erschienene „Biographie von Ludwig van Beethoven“ (mehrere Aufl., auch engl. und französ.). Sie bildet die Grundlage für alle späteren Beethoven-Biographien, ungeachtet einiger Unstimmigkeiten, die wohl schon bald festgestellt, aber erst durch die in den 1970er Jahren aufgedeckten Fälschungen in den Konversationshe. erklärbar wurden. Der größte Tl. seiner umfangreichen Beethoven-Smlg. (bes. die Konversationshe.) wurde 1846 von der Kgl. Bibl. in Berlin erworben, sein sonstiger Nachlaß befindet sich im Beethovenarchiv in Bonn.
Werke: Kompositionen (alle unveröffentlicht): 2 Messen; Chöre; Lieder; Kammermusik; Klaviermusik. – Publ.: Beethoven in Paris, 1842; Aesthetik der Tonkunst, 1846; A. S. Der Freund Beethovens. Sein Tagebuch . . . 1841–43, hrsg. von M. Becker ( = Veröff. des Manskopfschen Mus. für Musik- und Theatergeschichte 1), (1939); Rezensionen und Abhh. in Z. und Ztg.
Literatur: W. Nohl, in: Die Musik 27, 1924/25, S. 441ff., 497ff.; E. Doernberg, in: The Musical Quarterly 51, 1965, S. 373ff.; J. Schmidt-Görg, in: Z. des Aachener Geschichtsver. 81, 1971, S. 143ff. (mit Bild); P. Stadlen, in: The Musical Times 118, 1977, S. 549ff.; E. Badura-Skoda, in: Österr. Musikz. 32, 1977, S. 241ff. (mit Bild); P. Stadlen, ebenda, 32, 1977, S. 246ff.; ebenda 34, 1979, S. 2ff.; ADB; Baker, 7. Aufl.; Grove, 1980; Mendel-Reissmann; MGG; Riemann, 12. Aufl.; Wurzbach; E. Hüffer, A. F. S., 1909 (Diss.); Th. Frimmel, Beethoven-Hdb. 2, 1926; Thayer’s Life of Beethoven, hrsg. von E. Forbes ( = Princeton Paperback 205), 1970, s. Reg; D. Beck – G. Herre, in: Ber. über den Internationalen Beethoven-Kongreß . . . 1977 in Berlin, 1978, S. 257ff.; dies., in: Zu Beethoven. Aufsätze und Annotationen, hrsg. von H. Gold-Schmidt ( = Beitrr. zur Musikwiss., Sonderpubl. 1), (1979), S. 11ff.; UA Wien.
Autor: (U. Harten)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 47, 1991), S. 146f.