Sohn eines Webers; erlernte vorerst das väterliche Gewerbe und war als Geselle tätig, bis er 1850 als Diurnist bei der Bez.Hauptmannschaft Mähr.-Schönberg eintrat, aber noch im selben Jahr nach Wien ging, wo er nach Absolv. des Vorbereitungsjg. ab 1851 an der Techn. Abt. des Polytech. Inst. stud.; 1865 Lehramtsprüfung für darstellende Geometrie, Mathematik und Maschinenlehre für Oberrealschulen. 1859/60 Aushilfsass., 1860–65 Ass. am Inst. für deskriptive Geometrie am Polytechn. Inst., unterrichtete er ab 1866 an verschiedenen Realschulen in Wien, habil. sich 1866 für graph. Rechnen und graph. Statik, 1869 noch für darstellende Geometrie am Polytechn. Inst., 1870 ao., 1871 o. Prof. für Mathematik, Geometrie und Mechanik an der Forstakad. Mariabrunn, 1875 o. Prof. der darstellenden und prakt. Geometrie an der Hochschule für Bodenkultur, war 1876/77 sowie 1889/1890 Rektor und emer. 1901. S., der schon als Ass. hauptsächlich mit Vermessungsarbeiten befaßt war, modernisierte den geodät. Lehrbetrieb an der Hochschule für Bodenkultur, führte Praktiken und Feldarbeiten ein, vorerst nur für Hörer der forstlichen Abt. gedacht, 1893 aber für jene der neuen kulturtechn. ausgeweitet. Er verbesserte mehrere Meßgeräte sowie Arbeitsverfahren, entwickelte aber auch neue Instrumente. Schon 1878 hatte er einige im Rahmen der Pariser Weltausst. gezeigt und war mit einer Silbermedaille ausgezeichnet worden. Er widmete sich auch dem polit. Leben, war ab 1891 Abg. zum Reichsrat, ab 1896 zum Gemeinderat der Stadt Wien sowie zum Niederösterr. Landtag (christlichsozial). In Reden und Publ. wandte er sich gegen den Ausgleich mit Ungarn und entwickelte einen Plan zur Tilgung der Staatsschuld durch sog. Volksgeld. Daneben trat er gegen den Materialismus im naturwiss. Unterricht auf und suchte in z. Tl. spekulativen Veröff. Erklärungen für die Naturvorgänge. Er sah u. a. in der Materie die Erscheinung von verdichteten Energien ausgehend von Gott als schöpfer. Urkraft. Bleibende Verdienste erwarb sich S. durch die grundlegende Neuordnung des Geodäsieunterrichtes an der Hochschule für Bodenkultur in Wien sowie durch die von ihm verbesserten und erfundenen Instrumente, mit denen er Vorläufer heute moderner Entwicklungen schuf.
Werke: Die Darstellende Geometrie im Sinne der neueren Geometrie für Schulen techn. Richtung, 1870; Der Geodät. Tachygraph und der Tachygraph-Planimeter, 1877; Instruments de géodésie inventés ou perfectionnés par S. ( = Exposition universelle de Paris 1878, Abt. D, 1) 1878; Die Entstehung der phys. und geistigen Welt aus dem Aether, 1882; Die geistige Mechanik der Natur. Versuch der Begründung einer Antimaterialist. Naturwiss., 1888; Wesen des Stoffes und des Raumes, 1889; Gefahr im Verzuge!, 1.–2. Aufl. 1894; Volksgeld, 1896; Zum Ausgleich mit Ungarn, 1898; Energismus 1901; zahlreiche mathemat. und geodät. Abhh. in wiss. Z., u. a. in Sbb. Wien; usw.
Literatur: N. Fr. Pr. vom 11. (Abendausg.), Wr. Ztg. vom 12. 4. 1901; RP vom 11. 4. 1902; Biograph. Jb. 6, 1904, Sp. 91 (Totenliste); Eisenberg, 1893, Bd. 2; Eisler; Hahn, 1891; Jew. Enc.; Poggendorff 3–4; Wininger; Wurzbach; H. Heller, Mährens Männer der Gegenwart 3, 1889; Parlamentar. Jb. 4–5, 1891–97; 60 Jahre Hochschule für Bodenkultur in Wien. 1933, 1, S. 91, 2, 5. 5, 7 (mit Bild); 150 Jahre Techn. Hochschule in Wien 1815–1965, 1–2, hrsg. von H. Sequenz, 1965, s. Reg; 100 Jahre Hochschule für Bodenkultur in Wien 1872–1972, 1, 1972, S. 58f., 82, 166ff.; M. Schulcz, Der niederösterr. Landtag in der 8. Wahlperiode 1896–1902, 1980, S. 79; Der Gemeinderath der Reichshaupt & Residenzstadt Wien, o. J., S. 86 (mit Bild).
Autor: (I. Cazan-Simányi)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 192