Schloßnikel, Hieronymus

Schloßnikel Hieronymus, Hutmacher, Gewerkschafter und Politiker. Geb. Neutitschein, Mähren (Nový Jicín, Tschechoslowakei), 21. 10. 1868; gest. Sternberg, Mähren (Šternberk, Tschechoslowakei), 29. 1. 1942.

Sohn eines Webers; erlernte in Neutitschein das Hutmachergewerbe. Er trat dort in die sozialdemokrat. Organisation ein und wirkte bereits in den 90er Jahren in der Gewerkschaftsorganisation der Hutmacherarbeiter. 1900 kam S. nach Sternberg, wo er als Nachfolger von F. Hanusch (s. d.) den Posten des Gewerkschaftssekretärs der Tabakarbeiter und Eisenbahner – er war auch Vorsitzender des Verbandes der Tabakarbeiter – bekleidete. Pionier der Gewerkschaftsbewegung im mähr.-schles. Raum, war S. ab 1899 auch Mitgl. der mähr.-schles. Landesparteivertretung der Dt. Sozialdemokrat. Arbeiterpartei in Österr. (DSAP), ab 1904 von deren Kontrollkomm., ab 1900 Kreisvertrauensmann des Olmützer Wahlkreises der DSAP und Red. der Brünner Ztg. „Volksfreund“. 1907 wurde er vom 15. Wahlkreis der Landgemeinden Olmütz (Olomouc) in den Reichsrat entsandt (bis 1911), 1918 Mitgl. des Parlaments des sog. Sudetenlandes, war S. 1919–30 Mitgl. des Parteivorstands der DSAP in der Tschechoslowak. Republik und 1935–38 Senator im tschechoslowak. Parlament. S. machte sich um die Errichtung des Gewerbegerichts in Sternberg (1905) verdient, war dort 1918–19 Mitgl. des Stadtrats, 1919–23 Bürgermeister; 1934 organisierte er Hilfe für die österr. Schutzbundangehörigen. 1912–21 war S. auch Hrsg. der Sternberger „Nordmährischen Volkstribüne“.


Werke: kleinere Aufsätze und Nachrichten in den Ztg. Volksfreund, Nordmähr. Volkstribüne und Volkswacht.
Literatur: Volkswacht vom 9. 10. 1925; Freund, 1907; A. Wilhelm, Die Reichsrats-Abg. des allg. Wahlrechtes, 1907 (s. Schloßnikl); W. Stief, Geschichte der Stadt Sternberg in Mähren, 2. Aufl. 1934, S. 398, 407, 491, 497; J. César–B. Cerný, Politika nemeckých buržoazních stran v Ceskoslovensku . . . 1918–38, 2, 1962, S. 563; Streiflichter aus der Geschichte der mähr.-schles. Arbeiterbewegung, 1981, S. 63, 69; F. G. Kürbisch, Chronik der sudetendt. Sozialdemokratie 1863–1938, (1982), s. Reg. (s. Schloßnikl); M. O. Balling, Von Reval bis Bukarest 1–2, 1991, s. Reg.; Collegium Carolinum, München, Deutschland.
Autor: (F. Spurný – B. Unfried)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 220
geboren in Neutitschein
gestorben in Sternberg

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