Sohn eines Gutsverwalters und späteren Herrschaftsbesitzers. Ab 1796 in Graz, absolv. er dort das Gymn., stud. ab 1806 Phil., Naturund Rechtswiss. am Lyzeum, trat aber 1808 in die neugegründete Landwehr ein, avancierte noch im selben Jahr zum Oblt., 1809 zum Hptm. und zeichnete sich als solcher vor Venedig und in der Schlacht an der Raab bei der Verteidigung des Meierhofes von Kis-Megyer aus, geriet jedoch in französ. Gefangenschaft. Nach dem Schönbrunner Frieden wieder frei, trat er 1810 in das IR 44 über und nahm 1813/14 als Komp.Kmdt. an den Schlachten bei Dresden, Kulm und Leipzig sowie den Kämpfen bei Hochheim und Besançon teil und quittierte 1815 den Militärdienst. Er erwarb ein Gut bei Graz, 1819 die Herrschaft Kainbach (Stmk.), verwaltete auch die Vogtei Maria Trost und widmete sich in der Folge geograph., hist. und naturwiss. Forschungen, die zur Veröff. eines hist.-topograph. Lex. der Stmk. führten. Durch Eigenfinanzierung des Drucks sowie wegen geringen Ertrags von Kainbach in wirtschaftl. Schwierigkeiten geraten, trat er 1828 als Katastralschätzungskoär. wiederin k. Dienste und fand in der Stmk., ab 1831 in Kärnten, 1835/36 in NÖ, von 1836 bis zu seinem 1845 erfolgten Ausscheiden als prov. Katastralinsp. in OÖ Verwendung, worauf er bis 1861 als Sekretär der Landwirthschafts-Ges. für Oesterr. ob der Enns fungierte und daneben bis 1855 als Delegationsausschußmitgl. das Sekretariat des Linzer Ind.- und Gewerbever. führte. S., schon in der Stmk. mit dem Landwirtschaftswesen befaßt und eines der ersten Mitgl. der 1819 gegründeten Landwirthschafts-Ges. in Stmk., gehörte 1819–31 dem Zentralausschuß dieser Ges. an und suppl. 1820/21 die Landwirtschaftslehre am Lyzeum in Graz. In OÖ setzte er diese Aktivitäten fort und hatte 1844 maßgebl. Anteil an der Gründung sowie am Aufbau der oö. Landwirtschaftsges. Dabei kam ihm das Vertrauen Erzh. Johanns (s. d.) sehr zustatten, mit dem er in regem Briefwechsel stand. S. entdeckte einige Insektenarten, spendete den Smlgg. des Joanneums in Graz zahlreiche hist. sowie naturkundl. Objekte, trug zur Ordnung und Klassifizierung der Insektensmlg. bei und blieb mit dem Grazer Mineralogen M. Anker (s. d.) in wiss. Briefverkehr. S. verlor zwei seiner Kinder, darunter den Sohn Karl S., angebl. großherzogl. Sachsen-Weimarscher Hofschauspieler. Er fand vielfache Anerkennung und wurde u. a. 1824 Mitgl. der Bayer. Akad. der Wiss. in München, 1828 der Gemeinnützigen Akad. der Wiss. zu Erfurt und 1851 Ehrenmitgl. des Hist. Ver. für Stmk. sowie zahlreicher landwirtschaftl. Ges. Mit seinem Lex., das auch biograph. und genealog. Angaben enthält, schuf S. eine umfassende Landesaufnahme, die auch heute noch einen nützl. Behelf für die landesgeschichtl. Forschung der Stmk. darstellt, u. a. durch den Abdruck inzwischen verlorengegangener Quellen.
Werke: Hist.-Topograph. Lex. der Stmk., 4 Bde., 1822–23 (Erg. dazu sowie zahlreiche eingeklebte Panoramen und Ansichten steir. Orte in einem aus S.’ Familie stammenden Exemplar, Stmk. LA, Graz); Orograph.-Hidrograph. Carte des Herzogthums Stmk. (1:750.000), 1823; Neueste Special Karte des Herzogthums Stmk., aus fünf Kreiskarten bestehend (1:216.000), gem. mit J. Frh. Gall v. Gallenstein, 1831–32; Der Flachsbau und seine Wichtigkeit für OÖ . . ., 1852; zahlreiche Abhh. in Z., u. a. in Der Aufmerksame, Hesperus; usw. Red.:Landwirthschaftl. Z. von und für OÖ 1 ff., 1857 ff.
Literatur: Tagespost (Graz) vom 21. 4. 1929; F. Ilwof, in: Mitth. des Hist. Ver. für Stmk. 39, 1891, S. 166 ff. (mit tw. Werksverzeichnis und Hrsg. der Autobiographie 1787–1809); Briefe Erzh. Johanns an K. S., hrsg. von F. Ilwof, ebenda, 41, 1893, S. 27 ff; C. Hummel, in: Die Militär. Welt 3, 1907, S. 167 ff., 172 f.; H. L. Werneck, in: Jb. des Oö. Musealver. 86, 1935, S. 358; ADB 54; Exner, Gewerbe und Erfindungen 2, S. 242; Graeffer–Czikann; Wurzbach; C. Hummel, Landwehrmänner der ehernen Mark, 1910, S. 13 ff; Der steir. Bauer ( = Veröff. des Stmk. LA 4), 1966, S. 509, 521, 545; Bauernland OÖ, hrsg. von A. Hoffmann, 1974, S. 631; A. Barth, Agrarpolitik imVormärz. Die steir. Landwirtschaftsges. unter Erzh. Johann ( = Grazer rechts- und staatswiss. Stud. 37), 1980, s. Reg.; D. A. Binder, Das Joanneum in Graz ( = Publ. aus dem Archiv der Univ. Graz 12), 1983, s. Reg.; KA, Finanz- und Hofkammerarchiv, beide Wien.
Autor: (G. Katzmann)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 49, 1993), S. 347f.