Sohn eines Handwerkers. 1761–67 Besuch des Jesuitengymn. in Brünn, 1768 Eintritt in den Jesuitenorden; Noviziat in Brünn, Stud. der Phil. und Theol. am Collegium Clementinum in Prag, 1773 Dr. phil. Nach seiner Priesterweihe (1775) Prof. der Grammatik, dann der Poetik am Kleinseitner Gymn. in Prag. 1787 wurde er im Apostol. Vikariat Sachsen Kaplan und Dir. der kath. Schule in Leipzig. Dort galt S. neben den Protestant. Theologen Johann Georg Rosenmüller und Georg Joachim Zollikofer als einer der bedeutendsten Kanzelredner des Landes. 1792 wurde er Hofkaplan und -prediger in Dresden, 1801 Apostol. Vikar und Beichtvater des sächs. Kurfürsten Friedrich August III. (ab 1806 Kg. Friedrich August I.). Unter S. erhielten die sächs. Katholiken nach dem Frieden von Posen (1806) 1807 die kirchl. und bürgerl. Gleichstellung mit den Lutheranern. Seine Amtszeit stand ganz im Schatten der polit. Umbrüche der napoleon. Ära, in die das Kg.Reich Sachsen als Mitgl. des Rheinbundes verwickelt war. Eine Beeinflussung des Kg. durch seinen Beichtvater S., der ihn nach der Niederlage Napoleons 1813 in die Gefangenschaft begleitete und erst 1815 nach Dresden zurückkam, ist behauptet worden, aber nicht nachweisbar. Auf Wunsch des Kg. wurde S. 1816 zum Tit.Bischof von Argos ernannt und in Dresden konsekriert. Das bes. Interesse von S. galt den kath. Schulen und der Pflege der Predigt. Er hinterließ auch eine wertvolle Smlg. von Kupferstichen.
Werke: Zwei theolog. Abhh., 1801, 2. Aufl. 1802; Der Christ in den verschiedenen Verhältnissen des Lebens, 1805 (Predigten); Gebet- und Erbauungsbuch für kath. Christen, 1805, zahlreiche Neuaufl.; Kurze Betrachtungen über die Leidensgeschichte Jesu . . ., 1808, Neuaufl., hrsg. von J. S. Zauper, 1837; Predigten . . ., hrsg. von J. Kunitz, 4 Bde., 1820–23, 2. Aufl., 3 Bde., 1830; Gelegenheitsged.; Reden; usw.
Literatur: Vaterländ. Bll. für den österr. Kaiserstaat, Februar 1819 (Intelligenzbl.); E. Machatschek, in: St. Benno. Kath. Kirchenbl. für Sachsen 6, 1891, S. 407; ADB; Gatz, Bischöfe 1; Graeffer–Czikann; Wurzbach; J. J. H. Czikann, Die lebenden Schriftsteller Mährens, 1812; H. Meier, Das Apostol. Vikariat in den Sächs. Erblanden ( = Stud. zur kath. Bistums- und Klostergeschichte 24), 1981, S. 26; Dt. Biograph. Archiv, hrsg. von B. Fabian, 1982–85, Mikrofiche 1124, 27ff.
Autor: (S. Seifert)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 49, 1993), S. 380f.