Sohn des wohlhabenden bürgerl. Pfaidlers Jakob S. und der Elisabeth, geb. Bayer, Vater der Sophie S. (s. d.), Cousin des Folgenden. S. zeigte schon früh musikal. Talent, das von seinem musikliebenden Vater sehr gefördert wurde. Er erhielt zwei Jahre Unterricht von Hummel (s. d.) und Emanuel Aloys Förster (Generalbaß und Komposition). Zunächst im Weißwarengeschäft seines Vaters beschäftigt, widmete er sich ab 1814 ausschließl. der Musik. In diesem Jahr hielt er sich als Konzertgeber und Lehrer in Graz auf, 1815 in gleicher Eigenschaft in Triest, und ging 1816 über Bologna nach Florenz, wo sein Requiem und die Opera buffa „I Virtuosi teatrali“ (1817) aufgef. wurden. Nach Konzerten in Rom und Neapel wurde er in Lucca Kapellmeister der Hgn. Maria Luise, für die er die Oper „Gli Arabi nelle Gallie“ (1819) schrieb. 1820 kehrte S. nach Wien zurück, gab mehrere seiner bisherigen Kompositionen heraus und brachte seine Operette „Der junge Onkel“ 1823 am Kärntnertortheater zur Auff. Im selben Jahr begab er sich erneut auf eine Konzertreise, die ihn über zahlreiche dt. Städte nach St. Petersburg führte. Hier heiratete er 1824 die Sängerin sophie Dall’Occa (geb. St. Petersburg, Rußland, 5. 2. 1807; gest. ebenda, 15. 9. 1863 [Jänner 1864]), mit der er 1826 durch die dt. Staaten und nach Wien, dann nach Italien, 1827 wieder nach St. Petersburg reiste. Hier sang seine Frau, unter glänzenden Bedingungen an die italien. Oper verpflichtet, während S. komponierte (1827 Urauff. der Oper „Il Barone di Dolzheim“) und Klavierunterricht (Aleksandr Dargomyschskij war sein Schüler) gab. 1830 ging das Ehepaar nach Italien, wo es 1831, einen Landsitz bei Bologna erwarb. Sophie S. trat als gefeierte Primadonna an den großen Bühnen Italiens auf, bes. an der Mailänder Scala (Mitgl. 1834–39), an der sie u. a. 1837 die Elisa in der Urauff. von Saverio Mercadantes „Il Giuramento“ sang. 1839 verlor sie ihre Stimme. S. selbst absolv. teils allein, teils (ab 1834) an der Seite seiner Frau noch mehrere Reisen, u. a. auch wieder nach St. Petersburg (1833 von Wien aus, wo Sophie im Rahmen der italien. Stagione am Kärntnertortheater sang). 1839 wurde S.s letzte Oper, „Rossane“, in Mailand uraufgef. Er starb auf einer Konzertreise. S. trat v. a. als Klaviervirtuose hervor. Als Komponist war er schon frühzeitig tätig; seine zahlreichen Variationenwerke spiegeln die Mode der Schubertzeit auf dem Gebiet der Klaviermusik wider, zeigen aber auch seine Qualitäten als Pianist. Die Opern wurden zwar alle aufgef., konnten sich aber auf Dauer nicht auf den Spielplänen halten.
Werke: Requiem; 5 Opern (s. F. Stieger, Opernlex. 2/3, 1978); Symphonie; 2 Klavierkonzerte; Kammermusik; Sonaten und Rondos für Klavier; Variationen für Klavier über Themen von Rossini, Bellini und Donizetti; usw. –Autobiographie, Manuskript, Hss.Smlg., Wr. Stadt- und Landesbibl., Wien.
Literatur: (meist auch für Sophie S.): Allg. musikal. Ztg. 41, 1839, Sp. 437ff.; Il Mondo Artistico 46, 1912, n. 1ƒ.; H. A. Mansfeld, in: Jb. der Ges. für Wr. Theaterforschung 11, 1959, S. 152; Bernsdorf–Schladebach; Fétis; Grove, 1980; Mendel–Reissmann; Riemann, 11. und 12. Aufl.; Schilling; Schmidl; Wurzbach; F. S. Gassner, Universal-Lex. der Tonkunst, Neuausg. 1849; C. v. Ledebur, Tonkünstler-Lex. Berlin’s . . ., 1861; F. Liszt, Essays und Reisebriefe eines Baccalaureus der Tonkunst ( = Ges. Schriften 2), 1881, s. Reg. (für Sophie S.); Die Theater Wiens 4, 1909, S. 179 (für Sophie S.); A. W. Thayer – H. Deiters – H. Riemann, L. van Beethovens Leben 4, 2.–4. Aufl. 1923, S. 440f.; K. Laux, Die Musik in Rußland und in der Sowjetunion, 1958, S. 70, 76; G. R. Seaman, History of Russian Music 1, (1967), S. 120, 211; E. Hanslick, Geschichte des Concertwesens in Wien, Nachdruck 1979, S. 223, 329; L. van Beethovens Konversationshe. 3, hrsg. von K.-H. Köhler und D. Beck, 1983, s. Reg.; K. J. Kutsch – L. Riemens, Großes Sängerlex., Erg.Bd., (1991) (für Sophie S.); The New Grove Dictionary of Opera 4, (1992); Pfarrarchiv St. Stephan, Wien; Mitt. E. Fernau, Wien.
Autor: (A. Harrandt – H. Reitterer)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 50, 1994), S. 426f.