Sohn des HR der ung. Hofkammer Franz Xav. Frh. v. S. Begann seine Beamtenlaufbahn 1813 als Praktikant beim Pester Kom. und war dann Konzeptspraktikant bei der ung. Statthalterei, 1816 bei der allg. Hofkammer in Wien. Nach Tätigkeit als Hofkonzipist wurde S. 1826 Staatsratsoffizial, 1831 Hofsekretär, 1839 nö. Reg.Rat; 1856 als Min.Rat des Finanzmin. i. R., im selben Jahr Kämmerer. Er war eine Berühmtheit der Wr. Ges., das letzte Mitgl. des musikal. Kreises im Hause seines Freundes Johann Karl Gf. Esterházy. Besitzer einer „edel klingenden“ Tenorbaritonstimme, verband S. nach Aussagen der Zeitgenossen techn. Können mit ästhet. Bildung und großem Ausdrucksempfinden. 1818 machte er im Hause Esterházy Bekanntschaft mit Schubert und widmete sich fortan fast ausschließl. dessen Liedern, die er dank seiner sozialen Stellung auch in Kreisen der Aristokratie bekannt machte. Schubert schätzte S.s Liederinterpretationen überaus und nahm wiederholt auf dessen bes. Stimmlage Rücksicht. Der Zyklus „Die schöne Müllerin“ ist ihm gewidmet. Nach eigener Aussage orientierte sich S. am Vortragsstil Johann Michael Vogls, die Opernsängerin Karoline Unger-Sabatier betrachtete beide als ihre „Meister“ und rühmte an S. die „einfache Wahrheit seines Vortrages“. Seine persönl. Aufzeichnungen über Schubert beleuchten v. a. dessen Aufenthalte bei der Familie Esterházy in Ungarn, deren Musikpraxis sowie Fragen des musikal. Nachlasses. S. war gem. mit seinem engsten Freund A. M. Baumann (s. d.) auch ein Pionier der Touristik im Ausseer Land (Stmk.).
Literatur: N. Fr. Pr., 22. 7. 1876 (Abendausg.); Neues Wr. Journal, 17. 7. 1928; H. Kreissle v. Hellborn, F. Schubert, 1865, S. 120, 135ff., 142f.; F. Liszt, Essays und Reisebriefe eines Baccalaureus der Tonkunst (= Ges. Schriften von F. Liszt 2), 1881, S. 227; W. Jaffé, A. Baumann (= Forschungen zur neueren Literaturgeschichte 42), 1913, S. 11f., 22; Schubert. Die Dokumente seines Lebens, hrsg. von O. E. Deutsch (= F. Schubert. Neue Ausg. sämtl. Werke, Ser. 8, 5), 1964, s. Reg.; Schubert. Die Erinnerungen seiner Freunde, hrsg. von O. E. Deutsch, 1966, s. Reg.; J. C. Andrus, Schubert and His Public, phil. Diss. Univ. of California, Santa Barbara, Cal., USA, 1974, S. 49ff.; I. Weinmann, F. Schuberts Beziehungen zu Zseliz, 1975, Typoskript, Musiksmlg., Österr. Nationalbibl., Wien, s. Reg.; F. Hollwöger, Das Ausseer Land, (1980), S. 237f.; D. Fischer-Dieskau, Auf den Spuren der Schubert-Lieder, 1985, s. Reg.; Z. Vitálová, F. Schubert a Slovensko, phil. Diss. Bratislava, 1989; R. Hilmar-Voit, in: Schubert durch die Brille 7, 1991, S. 19ff., 8, 1992, S. 118; R. Steblin, ebenda, 11, 1993, S. 34 (Bild); E. Hilmar, ebenda, 11, 1993, S. 37ff.; Hss.Smlg., WStLBibl., Finanz- und Hofkammerarchiv, beide Wien.
Autor: (E. W. Partsch – H. Reitterer)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 94