Tochter des Schauspielerehepaars Karl Neumann und Amalie Haizinger (s. d.), Schwester der Schauspielerin Adolphine Neumann (1822–1844), ab 1857 mit dem Vorigen verehel., Mutter von Rudolf Reichsgf. v. S. (s. u. dem Vorigen); evang. AB. S. erhielt eine sehr sorgfältige Erziehung und wurde nach Schauspielunterricht bei ihrer Mutter ans Hoftheater in Karlsruhe (ab 1835) engagiert, war aber auch auf Gastspielen, u. a. in Breslau (Wroclaw) und insbes. am Wr. Hofburgtheater (1838), so erfolgreich, daß sie 1839 von Deinhardstein (s. Deinhard-Deinhardstein) an diese Bühne verpflichtet wurde; 1840 Hofschauspielerin. S., die schon aufgrund ihrer anmutigen äußeren Erscheinung und ihrer ungekünstelten Natürlichkeit eine ideale Darstellerin aller naiven, schalkhaften, aber auch sentimentalen Lustspielliebhaberinnen war, zählte bald zu den ersten Kräften des Ensembles und zu den Lieblingen des Wr. Publikums. Sie trat im Laufe ihrer 17jährigen Zugehörigkeit zum Burgtheater in über 200 Rollen auf und brillierte v. a. in den Lustspielen Bauernfelds (s. d.), etwa als Auguste in „Großjährig“ oder Priska in „Krisen“, sowie in französ. Konversations- bzw. Ges.Stücken oder als Adelheid in Gustav Freytags „Die Journalisten“. Zu ihrem Repertoire gehörten aber auch die Beatrice in Shakespeares „Viel Lärm um Nichts“ und Franziska bzw. Minna in Lessings „Minna von Barnhelm“ (als Franziska wirkte sie 1854 im Rahmen der Münchner „Mustervorstellungen“ Dingelstedts, s. d., mit). Laube (s. d.) – sie war die Laura in seinen „Karlsschülern“ – schätzte sie als Mensch und Künstlerin, Eugène Scribe, dessen Abigail („Das Glas Wasser“) und Aline („Fesseln“) sie u. a. erfolgreich darstellte, war von ihrem graziösen und geistreichen Spiel begeistert. 1856 suchte S. wegen ihrer bevorstehenden Heirat um Pensionierung an und stand im Dezember dieses Jahres als Lorle in Charlotte Birch-Pfeiffers „Dorf und Stadt“, einer ihrer berühmtesten Rollen, zum letzten Mal auf der Bühne des Burgtheaters. Nach ihrer Verehelichung lebte sie mit ihrem Mann vorerst in Graz, wo viele bedeutende Persönlichkeiten wie Anastasius Grün (s. Auersperg A. A. Gf.), Karl v. Holtei und Theodor Gf. Heussenstamm, aber auch Klara Schumann, Josef Lewinsky, Eduard Devrient u. a. im Haus des Ehepaars verkehrten, und ab 1869 vornehml. in Wien und Kremsmünster.
Werke: Erinnerungen, mitgeteilt von H. Bettelheim-Gabillon, in: Österr. Rundschau 5, 1905/06, S. 18ff., 61ff., 121ff., 176ff., 208ff., 255ff., auch in: A. Haizinger. Gfn. L. S.-Neumann. Biograph. Bll., ges. von H. Bettelheim-Gabillon, 1906 (mit Bildern); Zwei Landsmänninnen. Briefwechsel zwischen L. Gfn. v. S.-Neumann und H. Villinger, 1906. – Briefe, Hss.Smlg., WStLBibl., Wien.
Literatur: Wr. Theaterztg., 16. und 21. 12. 1856; N. Fr. Pr., 17. (Abendausg.) und 18. 10., 18. 11. 1905; Alth, Burgtheater, Reg.Bd., S. 282; Eisenberg, Bühnenlex. (s. Neumann L.); Kosch; Kosch, Theaterlex.; Wurzbach (s. Neumann L.); Erinnerungs-Bll. aus dem Leben und Künstlerwirken der Frau A. Haizinger, 1836, S. 186ff.; K. v. Holtei, Vierzig Jahre, 2. Aufl. (= ders., Erzählende Schriften 33–34) 5, 1862, S. 370, 374, 6, 1859, S. 47, 51, 360ff.; H. Anschütz. Erinnerungen aus dessen Leben und Wirken, 1866, S. 413ff.; K. Gf. Schönfeld, Erinnerungen eines Ordonnanzoff. Radetzkys, hrsg. von K. Baron Torresani, 1904, S. XIIIf., 61f., 67ff.; Fercher v. Steinwand (J. Kleinfercher), Briefe, hrsg. von J. Fachbach u. E. v. Lohnbach, (1905), bes. S. 81ff.; L. Geiger, in: Bühne und Welt 8, 1905/06, S. 366ff. (mit Bildern); Die Theater Wiens 2, 2/2, 1906, s. Reg.; E. Bauernfeld, Erinnerungen aus Alt-Wien, hrsg. von J. Bindtner, 1923, s. Reg. (s. Neumann L.); H. Laube, Schriften über Theater, ausgewählt und eingeleitet von E. Stahl-Wisten, 1959, s. Reg.; H. A. Mansfeld, in: Jb. der Ges. für Wr. Theaterforschung 13, 1961, S. 104; E. Devrient, Geschichte der dt. Schauspielkunst, hrsg. von R. Kabel und Ch. Trilse, 2, 1967, s. Reg.
Autor: (E. Marktl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 80