Schönauer, Otto

Schönauer Otto (Karl), Waffentechniker. Geb. Reichraming (OÖ), 27. 10. 1844; gest. Steyr (OÖ), 17. 9. 1913.

Sohn eines Maschinisten. Ging nach Absolv. einer Mechanikerlehre auf Wanderschaft und arbeitete u. a. in der von dem bekannten Schweizer Waffenkonstrukteur Friedrich Vetterli geleiteten Waffenabt. der Schweizer Industrieges. in Neuhausen a. Rheinfall, wo er erste Erfahrungen in diesem Zweig der Technik erwarb. Ab 1867 beim Militär, diente er vorerst als Sappeur beim IR 14, kam 1870 zur Genietruppe und war u. a. in Krakau (Kraków) sowie Josefstadt (Jaromer-Josefov) eingesetzt, wo Josef Werndl seine Talente erkannte. Auf dessen Einladung hin trat S., 1871 in die Res. übersetzt, in den Dienst der von Werndl gegründeten Österr. Waffenfabriks-Ges. AG in Steyr ein, wo er aufgrund seiner Erfahrungen in der maschinellen Fertigung schon 1875 zum Werkführer, 1889 zum Betriebsinsp. und 1896 zum techn. Dir. aufrückte. Seine techn. Fähigkeiten bewies er 1875 mit einer patentierten Schleifmaschine für Entladestöcke und in der Folge bei der Weiterentwicklung der Schußwaffen. Nach einigen Verbesserungen an dem in der Fa. erzeugten Repetiergewehr entwickelte er gem. mit Mannlicher (s. d.) eine modifizierte Form dieser Waffe, das Modell Mannlicher-Schönauer, das 1900 auf den Markt kam. Mit diesem neuen Mehrladegewehr hatten die beiden Techniker das erfolgreichste Repetiergewehr der Steyrer Waffenfabrik geschaffen, zu dem S. speziell durch die Konstruktion des Trommelmagazins für den Ladevorgang beigetragen hatte. Das 1903 neuerl. verbesserte Gewehr wurde auch an fremde Armeen geliefert, kam daneben ab 1903 als Jagdbüchse auf den Markt und fand als solche dank seiner Funktionseigenschaften bis 1972 weltweiten Absatz. Bis zuletzt führte S. weitere techn. Verbesserungen an Handfeuerwaffen durch. Er war aber auch um öff. Belange bemüht. 1870 begründete er die Freiwillige Fabriksfeuerwehr, die er ab 1879 als Oberkmdt. führte, sowie 1897 eine eigene Wasserwehr und gehörte 1896–1910 als Abg. der Fortschrittspartei dem Gmd.Rat von Steyr an. Als Mitgl. der Rechtssektion trat er stets für die Förderung humanitärer und gemeinnütziger Bestrebungen ein. Aufgrund seiner techn. und organisator. Leistungen erfuhr er in- und ausländ. Ehrungen, erhielt 1908 das Ehrenbürgerrecht in Steyr, wurde Ehrenmitgl. der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Steyr sowie des Steyrer Bürgerkorps usw. Obwohl er nur über Volksschulbildung verfügte, konnte er durch geschicktes Nützen seiner techn. Talente und Tatkraft zu einer international geachteten Autorität auf dem Gebiet der Waffentechnik aufsteigen. Daneben trug er als tüchtiger Organisator und Geschäftsmann wesentl. zum Ausbau der Steyrer Waffenfabrik bei.


Werke: österr. Patente: Schleifmaschine für Entladestöcke, 1875; Verbesserungen am Repetiergewehr, 1888, 1892; Verbesserung an Fahrradgestellen, 1896; Feststellvorrichtung für die Schlagbolzenmutter bei Hinterladergewehren …, gem. mit F. Mannlicher, 1900; usw.
Literatur: Wr. Ztg., N. Fr. Pr., RP (Nachmittagsausg.), Der Alpen-Bote (mit Bild) und Steyrer Ztg., 18. 9. 1913; Steyrer Heimatbl., 28. 8. 1942 (mit Bild); Steyrer Kal. … 1892, o. J., S. 110, 1915, o. J., S. 82f.; Schuss und Waffe 7, 1913, S. 16 (mit Bild); Z. der oö. Feuerwehren 29, 1913/14, n. 3, S. 3; W. H. B. Smith, Mannlicher Rifles and Pistols, (1947), S. 226ff. (über S.-Magazin und Mannlicher-S. Gewehre); Amtsbl. Stadt Steyr 3, 1960, n. 10, S. 5f. (mit Bild); K. Spielmann, Ehrenbürger und Ehrungen … 2, 3. Aufl. 1967, S. 894; J. Lugs, Handfeuerwaffen 1, 2. Aufl. (1968), S. 218f., 363, 589f.; aktuell im betrieb. Eine Z. … der Steyr-Daimler-Puch AG …, 1970, H. 2; E. Kulhavy, Steyr-Jagdwaffen, sozial- und wirtschaftswiss. DA Linz, 1973, S. 52, 54, 57 (über Gewehr); M. Brandl, Neue Geschichte von Steyr, (1980), S. 91, 311; Strelecká revue, 1981, H. 10, S. 5; M. Pfaffenwimmer, Die wirtschaftl. und soziale Entwicklung der „Österreichischen Waffenfabriks-Aktiengesellschaft“ … 1869–89, phil. Diss. Wien, 1985, bes. S. 113; 75 Jahre Steyr-Werke, o. J., S. 36; KA Wien; Mitt. Österr. Patentamt, Wien, Steyr-Mannlicher-AG, Steyr, OÖ.
Autor: (W. Hummelberger)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 46f.
geboren in Reichraming
gestorben in Steyr
leistete den Militärdienst in Krakau 1870
leistete den Militärdienst in Jaroměř 1870
war Mitarbeiter von Schweizerische Industrie-Gesellschaft (Neuhausen, Rheinfall)
war Mitarbeiter von Österreichische Waffenfabriks-Gesellschaft (Steyr) 1871-1875
war leitender Mitarbeiter Österreichische Waffenfabriks-Gesellschaft (Steyr) 1875
war Gründer von Freiwillige Fabriksfeuerwehr (Steyr) 1870
war Feuerwehrkommandant Freiwillige Fabriksfeuerwehr (Steyr) 1879
war Mitglied Gemeinderat Steyr 1896-1910
war Ehrenmitglied Freiwillige Fabriksfeuerwehr (Steyr)

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