Schreiner, Moriz von

Schreiner Mori(t)z von, Politiker und Jurist. Geb. Olmütz, Mähren (Olomouc, Tschechien), 4. oder 8. 12. 1824; gest. Graz (Stmk.), 17. 3. 1911.

Sohn von Gustav Franz Xav. v., Bruder von Adolf v. und Gustav Frh. v., Vater von Emerich v. S. (alle s. d.) und Friedrich Karl Gustav v. S. (s. u. Emerich v. S.). Verehel. mit Sophie Schweighofer, einer Nichte des Politikers Rechbauer (s. d.). Nach Absolv. des Gymn. und der phil. Stud. an der Univ. Graz (1841–42) stud. S. Jus – abs. jur. 1846 – und trat im selben Jahr als Konzeptspraktikant der Kammerprokuratur in den öff. Verwaltungsdienst. Gem. mit seinem Vater, der von März bis Juli 1848 die Red. der „Gratzer Zeitung“ übernommen hatte, und seinem Bruder Adolf trat S. sowohl journalist. als auch als Akteur im Revolutionsjahr 1848 in Erscheinung, ging jedoch zur Oktoberrevolution deutl. auf Distanz. 1848–50 war S. Auskultant am stmk. Landrecht, 1850–51 als Substitut bei der Staatsanwaltschaft Graz und bei der Generalprokuratur, danach Staatsanwaltstellv. in Stainz und bis 1852 in Verwendung bei der Generalprokuratur in Hermannstadt (Sibiu). Dann übersiedelte er zunächst zum Bez.Gericht Graz, ehe er ab 1854 beim Grazer Landesgericht als Untersuchungsrichter tätig war. 1857 wurde er zum Dr. jur. prom. und Ende der 50er Jahre der Finanz-Prokuratur-Abt. in Ödenburg (Sopron) als Aushilfsreferent zugeteilt. 1862 gab er seine Beamtenlaufbahn auf und eröffnete in Graz eine Rechtsanwaltskanzlei. Seit 1867 vertrat S. als Abg. im stmk. Landtag zunächst den Bez. Leibnitz, ab 1870 die Stadt Graz. Nach nur dreijähriger Tätigkeit im Gmd.Rat der Stadt Graz wurde er 1870 nach der Einführung einer neuen Gmd.Ordnung Bgm. von Graz. Nach den Wahlen 1873 aus dieser Position ausgeschieden, blieb er bis 1901 im Landtag und hatte, nachdem er schon seit 1867 Ersatzmann gewesen war, 1873–97 die Funktion eines Landesausschusses, zuständig für das Schulreferat, inne. In dieser Funktion orientierte sich S., gemäß seiner dt.nationalen Einstellung, primär an den Interessen der dt.sprachigen Bevölkerungsgruppe, etwa in der Frage der Errichtung von Minoritätsschulen in der Unterstmk. Im Herrenhaus, dem er ab 1899 angehörte, schloß er sich der Verfassungspartei an. Als Repräsentant des Grazer Bürgertums und angesehener Advokat war S. in diversen Verwaltungsräten engagiert, so etwa 1874–76 als Präs. der Steier. Bauges., ab 1875 als Präs. bei der Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbauges., der Akad. für Handel und Ind. sowie ab 1891 der Grazer Tramway-Ges., als Vizepräs. (ab 1891) bzw. Präs. (ab 1896) bei der Leoben-Vordernberger Eisenbahn oder (ab 1903) als Präs. der Brüder Reininghaus AG. Überdies war S. langjähriger Rechtsanwalt der Wechselseitigen Brandschaden-Versicherungsanstalt in Graz und gehörte auch dort dem Verwaltungsrat an, ebenso wie jenem der Österr. Alpine Montanges., bei deren Gründung (1881) er hervorragend tätig gewesen war. Daneben pflegte er sein Interesse für kulturelle Angelegenheiten und wirkte als langjähriger Präs. des stmk. Kunstver.


Werke: Schwarz-rot-gold, in: Gratzer Ztg., 2. 5. 1848; usw.
Literatur: Grazer Tagbl., Grazer Volksbl. (beide Abendausg.), Tagespost (Graz), 17. 3. 1917; Wurzbach (s. u. Schreiner Gustav Franz Ritter v.); G. Kolmer, Das Herrenhaus des österr. Reichsrats, 1907; ders., Parlament und Verfassung in Österr. 6, 1910, s. Reg.; Jurist. Bll. 40, 1911, S. 138; B. Sutter, Die Baden. Sprachenverordnungen von 1897, 1 (= Veröff. der Komm. für Neuere Geschichte Österr. 46), 1960, s. Reg.; H. Gröger, 100 Jahre Grazer Bgm., (1968), S. 24f. (mit Bild); H. Ibler, Geschichte der Rechtswiss. Fak. der Univ. Graz, 1985, S. 28, 100; Ausschuß der Stmk. Rechtsanwaltskammer, Präsidium des Oberlandesgerichts Graz, UA, alle Graz, Stmk.; Mitt.Rudolf Mannhard, Bisamberg, NÖ.
Autor: (D. A. Binder)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 211f.
geboren in Olmütz
gestorben in Graz

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