Sohn von Anton S. (geb. Keszthely, Ungarn, 1818; gest. Ischl/Bad Ischl, OÖ, 20. 7. 1870), des Inhabers des Wr. Textilwarengeschäfts A. Schücktanz sen., das mit Barchent, Leinwand, Satin und Tüchern aller Art handelte. Anton S., der 1844 in Wien den Bürgereid abgelegt hatte, hinterließ bei seinem Tod ein Vermögen von ca. 110.000 fl, das je zur Hälfte an seine Kinder Karl und Marie S. (geb. Wien, 8. 12. 1862) fiel. Karl S. übernahm die väterl. Fa., die er zu einem „Manufakturwaren- und Gemischtwarengeschäft“ erweiterte. Er bezog seine Waren insbes. von böhm. Textilfabriken und unterhielt ein reichhaltiges Lager an Wollstoffen, Kaschmiren, Barchenten, Flanellen, Chiffonen und Clothen als Schnittware, aber auch von Schafwollshawls, gewebten Tischdecken, Kopf-, Hand- und Taschentüchern sowie Strümpfen; dazu kam ein Angebot an Knöpfen aller Art, etwa aus Perlmutter und Metall, aber auch von Genußmitteln wie Tee und Schokolade sowie Cognac. Als Experte in der Textilbranche erlangte S. einen bes. Ruf und leistete der Steuerbehörde als Inventur- und Schätzungskoär. wertvolle Dienste. So war er bei der Steueradministration für den 1. Wr. Gmd.Bez. Mitgl. der Erwerbssteuerkomm. II. Kl. und ab 1908 Stellv. der Personalsteuer-Schätzungskomm. für den Schätzungsbez. Nr. 1. Für dieses Wirken erhielt er den Titel eines k. Rats. Das Geschäft hingegen war schon 1906 passiv, und eine Insolvenz wurde nur durch Zuschüsse von S.’ Schwester vermieden. Nach seinem Ableben kauften im März 1913 der Bankbeamte Otto Tratz und der Handelsreisende Rudolf Weiss, die im Unternehmen schon nebenberufl. tätig gewesen waren, das Geschäft.
Literatur: N. Fr. Pr. und NWT, 14. und 15. 1. 1913; HHStA, WStLA, MA 61, alle Wien.
Autor: (J. Mentschl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 289