Schrutka von Rechtenstamm, Lothar

Schrutka von Rechtenstamm Lothar (Wolfgang), Mathematiker. Geb. Czernowitz, Bukowina (Cernivci, Ukraine), 25. 6. 1881; gest. Wien, 21. 2. 1945.

Enkel des K. Schenkl, Sohn des Emil S. v. R. und der Marianne S. v. R., Schwiegersohn des E. Fuchs (alle s. d.); röm.-kath., ab 1938 gottgläubig. Stud. nach Absolv. des Staatsobergymn. Wien XIX. ab 1899 Mathematik, Physik, Chemie, Meteorol. und Astronomie an der Univ. Wien, 1901/02 an der Univ. Göttingen, wurde 1903 in Wien zum Dr. phil. prom. und legte im selben Jahr die Lehramtsprüfung für Mathematik und Physik ab. 1902/03 Einjährig-Freiwilliger beim Eisenbahn- und Telegraphenrgt. sowie beim Festungsart.Rgt. 1, 1904/05 Praktikant an der Univ.Bibl. Wien, bildete er sich 1905 drei Monate an der Univ. Berlin weiter. Im Folgejahr kam er als Ass. der Lehrkanzel für Mathematik II an die Techn. Hochschule Wien, habil. sich 1907 für Mathematik an der Univ., las nach Ausdehnung der Venia auf die Techn. Hochschule ab 1908 an beiden Lehranstalten und kam 1912 als ao. Prof. an die Dt. Techn. Hochschule Brünn (Brno). Im Ersten Weltkrieg leistete er 1915–18 als Oblt. der Res. Heeresdienst, kam aber zuerst im Arsenal, dann als Lehrer, u. a. für Ballistik und Mathematik, an der Inf.Kadettenschule sowie beim Lehrervorbereitungskurs in Wien zum Einsatz und konnte, 1917 zum o. Prof. der Dt. Techn. Hochschule in Brünn ernannt, daneben an der Univ. Wien lesen. 1924 als o. Prof. an die Techn. Hochschule in Wien berufen, lehrte er 1925–38 als Doz. auch an der Univ. 1931–33 war er Dekan der Fak. für Angewandte Mathematik und Physik, 1935/36 Mitgl. des Geschäftsausschusses und gehörte zahlreichen Prüfungskomm. an. Gem. mit seiner Frau, einer Urenkelin J. L. v. Schreibers (s. d.), kam er bei einem Bombenangriff um. Neben Zahlentheorie beschäftigte sich S. v. a. mit numer. Mathematik, daneben mit graph. Verfahren, Geodäsie, Ausgleichsund Wahrscheinlichkeitsrechnung sowie Statistik und hielt auch Seminare über angewandte Mathematik als Anleitung für wiss. Arbeiten. Ferner war er maßgebl. an der Entwicklung der Rechenmaschinen beteiligt. Von seinen mehr als 40 Publ. ist die oft aufgelegte Schrift über die Elemente der Höheren Mathematik hervorzuheben. S., ein Pionier der Angewandten Mathematik, trug wesentl. zum hohen Niveau der Ing.Ausbildung in Wien während der Zwischenkriegszeit bei. Sein Sohn Guntram S.-R. (geb. Molln, OÖ, 11. 8. 1910) wurde ao. Prof. für Astronomie an der Univ. Wien.


Werke: W. (s. u. bei Einhorn und Ottowitz): Theorie und Praxis des logarithm. Rechenschiebers, 1911, 3. Aufl. 1943; Elemente der Höheren Mathematik, 1912, 7. Aufl. 1948; Zahlenrechnen, 1923; Leitfaden der Interpolation, 1941, 2. Aufl. 1944; zahlreiche Abhh. in Fachz.; usw.
Literatur: Jb. der Wr. Ges.; Kürschner, Gel.Kal., 1925–40/41; Poggendorff 5–7a; A. Lechner, Geschichte der Techn. Hochschule in Wien (1815–1940), 1942, s. Reg., bes. S. 153f.; 150 Jahre Techn. Hochschule in Wien 1815–1965, 2, hrsg. von H. Sequenz, 1965, S. 119 (mit Bild); R. Einhorn, Vertreter der Mathematik und Geometrie an den Wr. Hochschulen 1900–40, 2 (= Diss. der Techn. Univ. Wien 43/2), 1985, S. 392ff. (mit Bild und Werksverzeichnis); N. Ottowitz, Der Mathematikunterricht an der Techn. Hochschule in Wien 1815–1918, 2 (= ebenda, 52/2), 1992, S. 400ff. (mit Bild und Werksverzeichnis); F. Czeike, Hist. Lex. Wien 5, (1997); KA, UA, Archiv der Techn. Univ., alle Wien.
Autor: (Ch. Binder)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 266f.
geboren in Tschernowitz
gestorben in Wien

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