Schrott, Vincenz Frh. von

Schrott (Joseph) Vincenz Frh. von, Jurist und Politiker. Geb. Laibach, Krain (Ljubljana, Slowenien), 21. 1. 1794; gest. Venedig, Lombardei-Venetien (Venezia, Italien), 1. 6. 1854.

Aus einer verarmten und nach Krain ausgewanderten adeligen Familie stammend, Sohn des Kanzlisten und späteren Hofrichters Joseph Benjamin von Schrot(t), der seinen Adel ablegte und von seinem Sohn erwartete, daß er sich durch eigene Verdienste einer Nobilitierung würdig machen sollte. S. besuchte das Gymn. in Laibach, stud. 1812–14 Jus in Graz und danach in Wien, wo er 1816 prom. Im selben Jahr trat er bei der Hofkammerprokuratur in Wien als Konzeptspraktikant ein und war ab 1817 zunächst prov., ab 1818 def. als Fiskaladjunkt bei der Kammerprokuratur in Laibach tätig. 1820 kehrte S., zum Adjunkt befördert, wieder zur Hofkammerprokuratur nach Wien zurück, wurde 1823 als Appellationsgerichtsassessor nach Venedig versetzt und 1828 zum Rat beim Appellations- und Kriminalobergericht in Innsbruck befördert. 1831–35 (1830–31 prov.) fungierte er auch als Präses der jurid. Fak. bzw. der jurid.-polit. Stud. an der Innsbrucker Univ. und setzte sich dabei 1831, wenn auch vergebl., für die Berufung Hasslwanters (s. d.) auf den Lehrstuhl für röm. Recht ein. 1835 erfolgte seine Versetzung als HR zum lombard.-venetian. Senat des Obersten Gerichtshofes in Verona, wo er mit der Leitung des Personalreferats betraut war. 1841 wurde er bei der Obersten Justizstelle in Wien zum Referenten für das lombard.-venetian. Kg.Reich, Tirol und Vorarlberg bestellt und wirkte 1844–47 auch als Beisitzer in der Hofkomm. für Justizgesetzsachen mit. Ab ca. 1846 war er auch Ausschußmitgl. im Allg. Pensions-Inst. für Witwen und Waisen in Wien. 1847 erfolgte seine Ernennung zum Präs. des Appellations- und Kriminal-Obergerichtes sowie des Gefälls-Obergerichtes in Venedig und zum Geh. Rat. Im März 1848 flüchtete er vor der Revolution nach Wien, wurde vom Justizmin. zeitweilig mit legislativen Arbeiten beauftragt und dem Wr. Appellationsgericht als 2. Präs. zugewiesen. Zu seiner Überraschung wurde er dann im Wahlbez. Gottschee (Kocevje) als Abg. zur Frankfurter Nationalversmlg. gewählt. Dort schloß er sich der großdt.-föderativen Fraktion Café Milani auf der äußersten Rechten, die der Nationalversmlg. nur geringe Kompetenzen zugestehen wollte, an, leitete den Ausschuß für die Begutachtung der österr.-slaw. Fragen, trat aber in der Nationalversmlg. selbst kaum in Erscheinung. Er war jedoch überzeugt, daß die ausgearbeitete zentralist. Verfassung für Österr. unannehmbar war. Im Frühjahr 1849 legte er sein Mandat zurück und kehrte noch im selben Jahr, nach der Einnahme Venedigs durch Radetzky (s. d.), an seine frühere Stelle ebendort zurück und betrieb die Restauration der Rechtspflege in den venezian. Provinzen. 1851 mit dem Orden der Eisernen Krone ausgez., wurde er 1852 nob. (Frh.). S. war außerdem seit 1841 Mitgl. der Landwirtschaftsges. in Krain, des Ver. des krain. Landesmus., Mitgl. des Athenäums in Venedig sowie der „Società degli Agiati“ in Rofreit/Roveredo (Rovereto) und seit 1821 Ehrenmitgl. der Philharmon. Ges. in Laibach.


Literatur: (G.) Eisenmann, Die Parteyen der teutschen Reichsversmlg., ihre Programme, Statuten und Mitgl.-Verzeichnisse, 1848, S. 11; Biographische Umrisse der Mitgl. der dt. konstituirenden Nationalversmlg. zu Frankfurt a. M., H. 3/4, 1849, S. 289; (E. A. Cicogna), Ser. cronologica dei Presidenti, Vicepresidenti, Consiglieri … dell’Imp. Reg. Tribunale di Appello in Venezia, 1853, S. 10, 13, 31; Gothaisches genealog. Taschenbuch der freiherrl. Häuser auf das Jahr 1858, 8, 1857, S. 689f.; J. Probst, Geschichte der Univ. in Innsbruck seit ihrer Entstehung bis zum Jahre 1860, 1869, S. 333; A. Frh. Mages von Kompillan, Die Justizverwaltung in Tirol und Vbg. in den letzten 100 Jahren. FS …, 1887, S. 212f.; M. F. v. Maasburg, Geschichte der obersten Justizstelle in Wien. (1749–1848.), 2. erg. Aufl., 1891, s. Reg.; G. Oberkofler, in: Tiroler Heimat 39, 1976, S. 127f.; Die Frankfurter Nationalversmlg. 1848/49. Ein Handlex. der Abg. der dt. verfassungsgebenden Reichs-Versmlg., hrsg. von R. Koch, (1989) (mit Bild); H. Best – W. Weege, Biograph. Hdb. der Abg. der Frankfurter Nationalversmlg. 1848/49 (= Hdb. zur Geschichte des Parlamentarismus und der polit. Parteien 8), (1996); UA Ljubljana, Nadškofijski Arhiv Ljubljana (Erzbischöfl. Archiv), beide Ljubljana, Slowenien; UA Graz, Stmk.; AVA, UA, beide Wien; Mitt. Nada Gspan, Ljubljana, Slowenien.
Autor: (R. Mannhard)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 261f.
geboren in Ljubljana
gestorben in Venedig

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