Schütz, Karl

Schütz Karl, Fabrikant. Geb. 1789; gest. Olomutschan, Mähren (Olomucany, Tschechien), 23. 7. 1872.

Vater von Ludwig Richard S. und Arnold S. (beide s. u.). S., Inhaber einer Papiermühle, kaufte um 1852 die im Jahr 1849 von Peter Selb gegründete keram. Werkstatt in Olomutschan, vergrößerte das Werk und baute bald darauf eine zweistöckige Fabrik. Er übergab das Unternehmen seinen Söhnen Ludwig Richard und Arnold S., die 1859 unter der Bezeichnung „Gebrüder Schütz“ eine Handelsges. bildeten. Die Tonsorten in Olomutschan eigneten sich aber nur zur Herstellung von braunem Küchengeschirr, gewöhnl. weißem Steingut, sog. „Bauernsteingut“, und Kacheln; erst die Mischung mit Ton aus Saaz (Žatek) und aus der Unterstmk. ermöglichte die Herstellung feinster Fayencen. 1870/71 wurde die Majolika- und Steingutfabrik in Pletrowitsch (Petrovce) bei Cilli (Celje) gegründet, die in der Folge unter der Leitung von Ludwig Richard S. (geb. Hinterwasser, Mähren/Brezová nad Svítavou, Tschechien, 25. 4. 1828; gest. 1907) stand, während Arnold die Fabrik in Olomutschan führte. Tonbergbaue in Liboje bei Cilli und Flöhau (Blšany) in Böhmen sowie eine Schamotte- und Schamottewarenfabrik in Karlstadt (Karlovac) waren dem steir. Betrieb angeschlossen. Es gelang Ludwig S., der angebl. Chemiker war, gem. mit Fachleuten ausgez. Schattierungsglasuren in allen Farben herzustellen. Um diese techn. Errungenschaften künstler. auszuwerten, wurde in Wien ein Atelier geschaffen, das beiden Fabriken, also auch dem mähr. Unternehmen, zuarbeitete. So entstand eine reiche Auswahl von Vasen, Servicen, Lustern, Öfen usw. in verschiedenen Stilen. Die dekorativen und beliebten Produkte der Fa. wurden immer wieder auf Ausst. gezeigt, etwa bei der Wr. Weltausst. 1873, den Ausst. des Österr. Mus. für Kunst und Ind. usw. Nach der Jh.Wende allerdings machten Wettbewerbsgründe die Umstellung auf einfachere Massenware mit Unterglasurmalereien, die weltweit abgesetzt wurde, notwendig. 1922 ging das Unternehmen in der „Keramicna industrija d. d. Zagreb“ auf. Bereits 1890 war es zur Teilung des Vermögens zwischen den Brüdern gekommen, wobei Dr. Arnold S. (geb. Hinterwasser, 18. 7. 1832), die Fabrik in Olomutschan verblieb. Arnold S. war ab 1878 Mitgl. der Brünner Handels- u. Gewerbekammer und entwickelte als Kammerrat eine umfassende Tätigkeit, so durch Mitarbeit im Brünner Komitee für die Pariser Weltausst. 1878, als Vertreter der Kammer bei der Konstituierung gewerbl. Genossenschaften usw.


Literatur: Großind. Österr. II, 4, S. 74; H. Wankel, Bilder aus der Mähr. Schweiz und ihrer Vergangenheit, 1882, S. 311ff.; H. Heller, Mährens Männer der Gegenwart 4, 1890 (zu Arnold S.); R. Vrexer, Savinska dolina, 1930, S. 124f.; D. Predan, 150 let libojske keramike, 1966, S. 13f.; V. Šurjan, Olomuxanská keramika, 1986; W. Neuwirth, Österr. Keramik des Jugendstils. Smlg. des Österr. Mus. für angewandte Kunst, 1974, s. Reg. (Kat.); M. Moškon, Celjski Muzej VI – Zbirka stare Libojske keramike (= Kulturni in naravni spomenike Slovenije 116), 1982, S. 7ff.; A. Stopar, in: Lukos 1995, n. 4/5; Mitt. Nada Gspan, Ljubljana, und Milena Moškon, Vransko, beide Slowenien, František Spurný, Šumperk, Tschechien.
Autor: (J. Mentschl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 305
geboren in Mailand
gestorben in Olomučany

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